Securitybug in Gnome – fast 3 Jahre bis zum Fix

Obwohl es heute Mode ist, jedem noch so kleinen Securitybug einen eigenen Namen zugeben, verzichte ich mal drauf. Ich hatte ja einigen Wochen geschrieben, daß es eine FD Veröffentlichung geben wird. Nun, heute ist es soweit : )

Der Fehler ist endlich gefixt, auch wenn die Umstände komisch erscheinen werden. Der ganze Ablauf ist ohnehin merkwürdig, es gibt nicht mal eine CVE dazu. Fangen wir mal vorn an, am 18. November 2013 !

Mein Laptop hatte damals Fedora 18 mit einem Gnomedesktop drauf und wurde alle zwei Stunden aktualisiert, war also auf Stand. Das Laptop wurde nicht gebraucht und in den Suspend gebracht,
als es dann wieder aufwachte, sah ich immer noch das Desktopfenster mit Inhalt, dann einige Sekunden später poppte der Screensaver auf und ich mußte mich einloggen. Ok. Man sieht den Bildschirm, obwohl man das nicht sollte, war jedenfalls meine Meinung. Ich probiert es nochmal, aber diesmal lief alles normal ab, der Screensaver sprang diesmal deutlich eher an und man sah nichts. Merkwürdig.

Sicherheitslücke: Informationdisclosure

Langer Rede kurzer Sinn, je nach Situation beim Abschalten des Laptops ins Disksuspend regiert es etwas anders beim Hochfahren. Ein Race zwischen den Prozessen findet statt und wenn der Screensaver das gewinnt, dann sieht man nichts, ansonsten dauert es lange und der Bildschirminhalt wird kurz sichtbar.

Am Mittwoch den 20. November habe ich dann ein Video gedreht auf dem man das sehen kann und einen Securitybugreport bei Fedora und Gnome erstellt. Nachdem die das Video gesehen hatten und nach der Hardware gefragt haben, lehnte man das Problem als irrelevant ab, weil die Hardware ja „nicht die schnellste“ wäre. Argumentieren, daß das Prinzip mit dem Screensaver ja wohl klar falsch abläuft und das vor dem Suspend gemacht werden muß, half nichts. Taube Ohren.

3 Jahre später

Letzten Dezember habe ich ein neues Laptop von der Firma bekommen. Mittlerweile gab es Fedora 23, man beachte 5 Versionen = 5*6 Monate später 😉 und der Bug sollte ja nicht mehr auftreten, weil I5 und SSD. Also … Deckel zu, warten, Deckel wieder hoch … und ????? BINGO.. der Desktopinhalt! Zwar nur für ein paar Augenblicke, also deutlich schneller weg als bei dem alten Laptop, aber da.

Der Bug war bei Fedoraim Tracker immer noch als ungelöst offen. Nun gab es keine Entschuldigung mehr, denn die HW ist schnell, ganz besonders beim Umgang mit Disksuspend. Da mir 3 Jahre als deutlich zu lange für so ein triviales Problem erschienen, habe ich einen FD Timer von 90 Tagen angesetzt, bis zu dem das Problem gefixt sein mußte.

Endlich gut, alles gut ?

Fast. Es wurde behoben, allerdings als Silentupdate, sprich, man hat es keinem erzählt. Nicht mal dem Bugreporter. Ich habe nur durch regelmäßiges ausprobieren bemerkt, daß es endlich behoben wurde.

Bleibt zu vermerken, nicht alle Sicherheitslücken werden sofort behoben, auch wenn durch so eine Informationslücke Inhalte vom Desktop in fremde Hände gelangen. Da könnten Bankdaten zusehen sein, Listen mit Namen von Menschen die nicht gefunden werden dürfen, der private Key vom Server .. tausend Dinge die man nicht sehen sollte, wenn keiner in der Nähe ist um es zu verhindern. Der Angreifer kann den Laptoprechner nach dem Test einfach wieder ins Suspend schicken und keiner merkt es.

Kleines Goodie am Ende ?  Hier noch ein Gnome 3 Bug Desktop Hack den ich gemeldet hatte. Der wurde allerdings binnen einer Woche behoben, was bei dem Impact wohl auch kein Wunder ist.

Hier die beiden Videos im Youtubeplayer:

 

NetFlix Chrome : m7111-1957-205032

NetFlix und Linux sind ja  so zwei Dinge die nicht sofort funktionieren.

NetFlix Wenn man NetFlix nutzen will, muß man Google-Chrome installieren. Im Prinzip funktioniert es dann out-of-the-box. Wer aber beim Playback den Fehler „m7111-1957-205032“ bekommt, der ist aufgeschmissen, denkt man. Die Lösung liegt im Deinstallieren des „Fedora-user-agent-chrome“ Pakets. Das installiert sich nämlich ungefragt mit und funktioniert dann nicht mal 🙁

Wenn das runter ist vom Rechner, Chrome neustarten und dann bei NetFlix diese URL aufrufen:

http://netflix.com/clearcookies

Das löscht die alten Cookies auf dem Server. Dort steht u.a. auch der User-Agentstring, den das Plugin gestört hatte. Wenn man dann NetFlix aufruft, geht es einfach. Viel Spaß.

 

Dein Jitsi und SIP

Weil ich grade dabei bin meine neue Telefonanlage in Betrieb zu nehmen, hier ein paar Tips wie es mit VOIP zu Hause besser läuft.

Zunächst einmal braucht man einen SIP fähigen Clienten der funktioniert, und grade der letzte Teil ist nicht immer gegeben. Empathy für Fedora könnte zwar SIP, dummerweise funktionierts derzeit nicht. Der Alleskönner Jitsi dagegen kann es, ist aber nicht vorinstalliert. Zumindest das Problem läßt sich schnell lösen:

dnf install jitsi  bzw. yum install jitsi

Jitsi kann wirklich alles was man sich wünscht, Jabber, ZRTP ( Verschlüsselung ), SIP, Google Talk usw. usw. Audio / Video / Chat / Konferenzen / Screensharing alles kein Problem. Ein paar Kleinigkeiten muß man aber umkonfigurieren, damit es wirklich reibungslos funktioniert.

Sipgate.de :

Sipgate hat wohl ein kleines Anrufbeantworterproblem. Um das zu beheben, tun Sie folgendes:

  1. Dazu in die Einstellungen des Zugangskontos gehen
  2. Verbindung auswählen
  3. Anrufbeantworter (MWI) abschalten.
  4. abspeichern.

Machen Sie das nicht, kann es sein, daß Jitsi den vorhanden Speicher nach einigen Stunden vollgemüllt hat.

In einer neueren Version von Jitsi könnte der Fehler bereits behoben sein, aber wenn Sie den Anrufbeantworter eh nicht gebucht haben, können Sie es auch einfach abschalten.

Für Fritz!Boxen mit VOIP :

Damit SIP richtig läuft, muß man den CODEC G722 abschalten.

  1. Dazu in die globalen Einstellungen gehen
  2. Audio auswählen
  3. Kodierungen suchen
  4. G722/16000 abwählen.
  5. Jetzt sollte man das SIP Konto einmal abschalten und wieder aktivieren.

Macht man das nicht, hört man sich an wie Godzilla auf Drogen 🙂 Diese Einstellung kann man auch nur für einen bestimmtes SIP Konto abschalten. Wenn noch andere Codecs verfügbar sind, kann man den aber auch bedenkenlos global deaktivieren.

Und schon kann man darüber angerufen werden und Anrufe tätigen. Jitsi läuft 1a mit dem Fritz!box Anrufbeantworter zusammen.

In diesem Zusammenhang kann ich Pandora als Skypeersatz empfehlen:

  • Globale Erreichbarkeit 24/7
  • Einfache Installation
  • Cloudstorage
    Cloudkalender
  • verschlüsselte EMails
  • und bald auch WEBRTC

Update 2022:

Jitsi wird zwar noch entwickelt, kann aber meistens nicht mehr ohne Java 8 und alte RPMs installiert werden.
Als Alternative dazu kann ich TWINKLE empfehlen.

Twinkle, Twinkle little PVA …