Neues aus der Linuxwerkstatt: Pipewire verantwortlich?

An manchen Tagen komme ich mir vor, als wenn ich eine Linuxwerkstatt hätte, statt einen PC mit einer Stableversion von Fedora. Da bin ich öfters im Redhat Bugtracker als auf meiner eigenen Webseite.

Neues aus der Linuxwerkstatt: Pipewire verantwortlich?

Der.. nein, sagen wir lieber „ein“ aktueller Fall in der Werkstatt ist das Unvermögen von Firefox Netflix über Wochen sauber abzuspielen ohne Probleme auf die oder andere Art zu produzieren.

Was war geschehen?

Am 2. Mai hatte Firefox beschlossen, daß ich zwar von Netflix den Ton hören dürfte, aber das Video wäre jetzt Privatsache vom Videodecoder. Die Bilder stockten also, insgesamt war alles im Firefox zäh wie Sirup. Die Probleme mit Netflix dauerten auch bis in den nächsten Tag an, wobei auch Webseiten sirupartig waren. Auf einem Ryzen 5600 mit RTX 4060 ist das eher kein Hardwareproblem.

Der Verdacht lag nahe, daß Firefox statt die GPU zu verwenden beschlossen hatte die CPU die ganzen bunten Dinge berechnen zu lassen, was zu immensen Performanceproblemen führen würde. Nach ein paar Stunden des selben Tages gab sich das Problem, was aber nicht an Firefox lag wie sich rausstellte.

Da es ein gstreamer Update gab, daß zeitlich korrelierte, habe ich mal ein Ticket im Bugzilla von Redhat aufgemacht, prompt hat sich da ein anderer User gemeldet, der ähnliche Probleme mit Firefoxplayback auf einer AMD RT 6800 hatte.

Die Zeit vergeht… alle sind ratlos

Die zeit vergeht, alle sind ratlos, dann schlägt das Schicksal erneut gnadenlos zu: Letzte Nacht stoppt Netflix mit dem gleichen Problem während ich ein Video mit OpenShot geschnitten habe. Also erstmal Firefox neugestartet, aber das half nichts. Dann gesagt: „nicht so wichtig“ und mich ums Video gekümmert. Das habe ich mir mit Celluloid ansehen wollen und was muß ich feststellen? Kein Videoplayback, nur Ton. „Oh oh“

Nichts geht mehr

Celluloid, MPV, Totem produzierten ALLE das gleiche Muster, nicht mal die Fortschritte auf den Zeitskalen wurden durchgezählt, die Videos zeigten nur das erste Bild vom Video was üblicherweise Schwarz ist, so daß man das nciht direkt merkt. Zum Glück hatte ich ein anderes Video das direkt ein Bild da hatte. Skippe man im Video rum, kamen auch anderen Standbilder raus.

Um Kernelprobleme auszuschließen habe ich rebooted, aber das half rein gar nichts. Alle Videoplayer zeigten das gleiche Bild ( sprichwörtlich ) … „wirklich alle?“ Nein, ein kleiner, oft völlig unbedachter Videoplayer trotzte dem Problem und spielte weiterhin alle Videos perfekt ab. Und an dem Punkt geht einem ein Licht auf.

Der Player war FFPLAY from FFMPEG Paket. Das heißt, alle anderen Videoplayer und Firefox müssen etwas gemeinsam haben: Pulseaudioplayback.

Der Workaround

Ums Kurz zu machen: sobald jemand via Pulseaudio auf das den HDMI Ausgang meiner Nvidiakarte wollte, stockte das Video, aber der Ton ging sauber durch, was  völlig GAGA ist, weil das kein bisschen was mit Grafiken zu tun hat.

Ich denke folgendes ist passiert: Pipewire läuft ja unter der Haube von Pulse und ist für Video und Audio zuständig. Das hat ein Problem mit dem HDMI Device gehabt. Das muß aber in der User-Config persistent gespeichert sein, also quasi blanker Unsinn im State File oder so etwas in der Art, weil es ja rebootfest war und das geht nur, wenn sich jemand den „Zustand“ von dem Device irgendwo auf der Platte merkt!

Ich habe dann einfach mal das Device via PulseAudio-Lautstärkeregler abgeschaltet, so daß alle Audiostreams über das Mainboard liefen und was soll ich sagen : 100% alle Probleme verschwunden. Alle Player funktionierten wieder 1a.

Nach dem das Ausgabegerät wieder auf dem selben Weg eingeschaltet wurde, liefen die Player auch mit dem HDMI Gerät wieder einwandfrei.

Im Bugtracker wird fleißig am Problem gearbeitet, sollte also bald gefixt sein.

Ups: Automatischen Microphone Gain aktiviert?

Erfüllt Euch euer spracherkennender Assistent nicht mehr jeden Wunsch? Melden die Kollegen im Videochat vielleicht, daß Ihr schon wieder mal so leise seid, dabei hattet Ihr das erst gestern richtig eingestellt? Glückwunsch, entweder Ihr seid Opfer von „wir wissen es besser“ Idioten geworden die AGC eingebaut haben oder Euch hat ein Pipewire-Glitch  erwischt.

Ups: Automatischen Microphone Gain aktiviert?

Alle paar Jahre muß man sich gegen einen dieser Trottel zur Wehr setzen, die es für eine total geniale Idee halten, daß andere Menschen zu blöd sind Ihre Mikrofoneinstellungen richtig zu machen und bauen dann AGC ein (Automatic Gain Control) . Das dachte ich natürlich zu erst auch und habe hier einen nicht ganz erst gemeinten Rant geschrieben, der sich gewaschen hatte 🙂 was wirklich schade ist, daß Ihr den jetzt leider verpasst, ehrlich 😉 Aber es war halt nur ein komischer Bug.

Was ist passiert?

Das Eingabegerät meiner Webcam, das hier das Mikro mimt, fing wilde an, die Pegel von selbst anzupassen, je nachdem wie man gesprochen hat. AMGC halt. Chromium machte das auch mal eine Weile, zum Glück nur für sich, war trotzdem in der Videokonferenz eine Vollkatastrophe, weil man es nicht abschalten konnte. Pipewire ist zum Glück nicht Chromium.

Den Glitch beheben geht so:

Macht mal den PulseAudio Lautstärkeregler auf -> Konfiguration

Das Konfigurationfesnter vom Pulseaudiolautstärkeregler. Wir sehen eine Auswahlbox für den normalen Treiber und den PRO AUDIO Treiber! PRO AUDIO ist ausgewählt als FixDann stellt Euren Treiber auf Pro Audio um und Fertig. AGC gibt es für PRO AUDIO Experten nicht 🙂 Die Aufnahmeeinstellungen für Carola und andere Apps reagieren teilweise ganz übel darauf, daß das Device neu initialisiert wird, deswegen kann es sein, daß Ihr die Anwendungen, die das Geräte währenddessen benutzen, neu starten müßt.

Wer es noch nicht gemerkt hat, das mit den Profis war natürlich nur ein Wortspiel 🙂 Mehr Infos zu PRO AUDIO gibt es hier.

Hat das auch Nachteile?

Ja, jetzt müssen alle Apps Ihren Pegel selbst regeln. Eure Carola lässt Euch da nicht im Stich, die Spracherkennung macht das schon. Andere Anwendungen wie Firefox könnten aber jetzt andere Pegel brauchen und müßten das selbst setzen. Das kann in die Hose gehen. Zum Glück musste es so nicht bleiben!

Aber, wie das Leben so spielt 😀

Am Ende half das:

  • Auf PRO AUDIO umstellen,
    Apps neustarten,
    auf „Analog Stereo-Eingabe“ umstellen,
    Apps nochmal starten.

AGC war deaktiviert. Es lohnt sich also den Ärger herunterzuschlucken, außer man hat ein Blog, und einfach mal zu schauen, ob es nicht doch einfach nur ein kleiner Initialisierungsbug war 😉 Natürlich wird jetzt wieder jemand fragen, wieso das Pipewires Schuld war, das offenbart der Fix, weil „PRO AUDIO“ und „Analog Stereo-Eingaben“ sogenannte Pipewireprofile sind, die das Gerät konfigurieren. Wenn man AGC mit einem Wechsel abschalten kann, war es wohl offensichtlich Pipewire selbst. Ich vermute ein skuriller Glitch beim Init des Gerätes. Mehr werden wir nie erfahren.

Pinephone: Fedora nicht updaten

Zur Zeit gibt es Probleme mit dem Sound, wenn jetzt aktualisieren würdet. Torbuntu schreibt dazu heute:

tor.sh
fedora-phone pipewire[891]: '_ucm0003.hw:PinePhone,0': capture open failed: No such device
  This is why the audio is borked now.
Offensichtlich gab es ein Alsa Update. Das hatten wir im Februara schonmal, da wußte niemand, wie seine Kombi an Pipewire und Alsa funktionierte, oder halt nicht.
Ich gebe dann grünes Licht, wenn Ihr wieder bedenkenlos updaten könnt.