Swappy – ein Screenshot-Easy-Editing-Tool

Für das Pinephone habe ich neulich ein Tool ausprobiert, daß Screenshot gleich nach dem Aufnahmen nachbearbeiten soll: Swappy

Swappy – ein Screenshot-Easy-Editing-Tool

Ganz so einfach war es dann allerdings nicht, da es ..hmm.. irgendwie nicht zu ende gedacht wurde bei der Installation.
In der Desktopdatei „/usr/share/applications/swappy.desktop“ findet sich folgender Exec Eintrag:

[Desktop Entry]

Exec=swappy -f %F

d.b. beim Klick auf das Icon soll Swappy ein File über den Platzhalter %F übergeben werden. Das klappt natürlich nicht, weil wir nur das Starticon angeklickt haben und überhaupt nicht wissen, welches File da in Frage käme. Ergo kommt im Log dann gleich die Quittung: „parameter -f braucht ein Argument.“

Swappy ist also gar nicht für den Direktstart gedacht, daher müssen wir das in eine Befehlskette einbetten:

Wir legen uns einen Shell-Wrapper unter /usr/local/sbin/swappy-wrap mit folgendem Inhalt an:

#!/bin/bash

grim -g „$(slurp)“ – | swappy -f –

Mit einem chmod 755 machen wir die Datei dann noch ausführbar. Dann installieren wir noch grim und slurp nach: dnf -y install slurp grim

Das Desktopfile /usr/share/applications/swappy.desktop ändern wir jetzt noch passend ab:

[Desktop Entry]

#Exec=swappy -f %F
Exec=swappy-wrap

und schon bekommen wir nach dem Start von Swappy via Icon eine bewegliche AuUswahlbox auf dem Bildschirm bzw. können mit dem Finger einen Ausschnitt markieren, der dann von grim ausgelesen wird und an Swappy zur Bearbeitung weitergereicht wird.

Das sieht dann in etwa so aus:

Gedacht ist das um gleich nach dem Screenshot Anmerkungen in das Bild einzufügen, Pfeile hinzufügen, Bereiche zuverpixeln usw. z.b. um Bugreports zu vereinfachen. Leider gibt es da ein Problem: Man kann es nicht abspeichern 😀 Das Button dafür ist zwar da, aber es kommt leider kein Dateikontext, wenn man dort klickt 🙂

Das Besondere an Swappy ist, das es für Wayland gebaut ist, so funktionieren auch die hinzugefügten Tools nur unter Wayland. Auf einem Xorg Display kann man zwar den Editor von Swappy benutzen, aber einige andere Features bleiben auf der Strecke (das kleine Icon neben dem Speicherbutton).

Für mein Pinephone habe ich das jetzt erst einmal auf die Kandidatenliste gesetzt, weil das nützlich sein kann, wenn es richtig funktioniert. Der Bugreport ist raus, mal sehen was wird.

WordPress: die vergessene mShot DOS Attacke

Alle guten Geschichten beginnen mit „Es war einmal..“ so auch meine heutige Geschichte eines längst vergessenen Dienstes, der zu einem DOS Angriffs mutiert ist. Wer WP betreibt, wird in diesem Artikel einige Denkeanstöße für seine eigene Instanz bekommen.

WordPress: die vergessene mShot DOS Attacke

Es war einmal ein Dienst der Firma AUTOMATTIC, Inc. die Ihres Zeichens nach WordPress.com betreibt. Wir schreiben die Prä-Neulandzeit. Der Dienst konnte Screenshots von Webseiten erzeugen und irgendwo einbasteln. Im Jahre der Merkel 2012 postete jemand eine Anfrage im WordPressforum, wo denn all die komischen Anfragen in seinem Blog herkommen würden, die „WordPress.com mShots“ im Useragent stehen haben.

Es wurde ihm folgendes mitgeteilt:

mShots was a third party extra feature that has been removed > mShots have been deactivated on all WordPress.com blogs, says a Happiness Engineer:
https://en.forums.wordpress.com/topic/does-using-zemanta-disable-mshots?replies=2#post-517481

Damit Ihr wisst um was es geht, hier ein exemplarischer Auszug aus einem Logfiles eines Kundenservers heute morgen, womit wir uns nebenbei +8 Jahre nach „Einstellung des Dienstes“ befinden:

192.0.100.186 – – [20/May/2020:08:51:12 +0200] „GET /trainer/ HTTP/1.1″ 301 20 „-“ „Mozilla/5.0 (X11; Linux x86_64) AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko) HeadlessChrome/69.0.3494.0 Safari/537.36 WordPress.com mShots
LOCALHOST – – [20/May/2020:08:51:21 +0200] „POST /trainer/wp-cron.php?doing_wp_cron=1589957481.2505230903625488281250 HTTP/1.1″ 200 20 „http://eine.wordpress.seite/trainer/wp-cron.php?doing_wp_cron=1589957481.2505230903625488281250″ „WordPress/5.3.3; https://eine.wordpress.seite/trainer
192.0.100.186 – – [20/May/2020:08:51:22 +0200] „GET /trainer/ HTTP/2.0″ 200 – „-“ „Mozilla/5.0 (X11; Linux x86_64) AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko) HeadlessChrome/69.0.3494.0 Safari/537.36 WordPress.com mShots

Damit der Spannungsbogen Euch nicht umbringt, hier eine erste Auflösung: der Dienst wurde nicht abgeschaltet 😉

Was sehen wir oben?

Wir haben den Zugriff vom WP Servercluster 192.0.100.186, dann einen Cronjob der von der WP Installation selbst stammt, und danach wieder ein Zugriff vom WP Cluster. Damit haben wir 3x PHP im Spiel, pro Aufruf.

Der Angriff aus dem Nichts

Jetzt gab es um 8:51:xx nicht nur Zugriffe auf diese eine WordPressinstanz, sondern über 100 haben gleichzeitig diese mShots Anfrage bekommen, mit dem Resultat das (am Ende) gleichzeitig hunderte PHP Prozesse liefen.

Jeder der sich mit Hosting auskennt, weiß, daß hunderte von PHP Prozessen jede Menge an Speicher, CPU Last und IO erzeugen, besonders wenn PHP nicht als Modul, sondern im sicheren CGI-Modus läuft. Jetzt wäre auch das nicht das Problem, wenn auf dem nur einige dieser WP Instanzen wären, waren sie aber nicht. Ein einziger Server hat diese Wucht abbekommen und der hatte auch nur 4 Kerne zur Verfügung.

Zufälle gibts, die gibt es gar nicht.

Um dem Ganzen oben noch die Krone aufzusetzen, hatte ein Mitarbeiter der für die WP Instanzen zuständigem Werbeagentur, kurz vorher ein Backup einer Präsenz gestartet. Zu den hunderten von PHP Prozessen lief also auch noch ein TAR/GZ Backup eines nicht kleinen Webdienstes mit 100% Leistung auf einem der vier Kerne.

Jetzt könnte man glauben, daß wäre ja schon Zufall genug, aber da lege ich jetzt noch einen drauf 🙂 Ich war nämlich heute morgen auch zufällig auf dem Server und wollte einer Meldung von letzter Nacht nachgehen, als ich aus Routine, aber wiederum zufällig, in TOP geschaut hatte, ob alles rund läuft. Dabei habe ich dann die ganzen PHP Prozesse im Aufbau eines Totalausfalls bemerkt und konnte gerade noch rechtzeitig „killall php-cgi“ eingeben, bevor es zum Kaskadenversagen durch CPU/IO/SWAP kam. Die Load war bereits auf dem Weg gen 75 😉

Die Suche nach der Ursache

Gefahr gebannt, aber was konnte das ausgelöst haben? So einen ähnlichen Vorfall hatten wir vor einigen Jahren auch mal, als ein Möchtegern-Hacker parallel allen WP-Instanzen ein paar unsinnige Anfragen geschickt hatte und das WP diese nicht beantwortbare Anfrage auch fleißig allen WP Plugins anbot, nur um dann doch 404 Seiten auszugeben, die wiederum im WP gelandet sind ( fast wärs eine Endloss-404-Schleife geworden ). Weil auch die 404 Seiten wiederum durch PHP liefen, hatte sich die Load auch unfreiwillig verdoppelt. Das haben wir damals dann geändert, so das 404 jetzt nur noch statische Webseiten sind, was die Performance des Servers stark verbessert hat.

Kein Hacker…

Umso mehr hatte mich dann gewundert, daß es wieder zu so einer DOSartigen Situation kam. Also schaute ich in die Logs und wurde schnell mit einer Reihe von IPs aus dem gleichen Block belohnt: Denen von WordPress.com.

192.0.100.186 – – [20/May/2020:08:51:12 +0200] „GET /trainer/ HTTP/1.1″ 301 20 „-“ „Mozilla/5.0 (X11; Linux x86_64) AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko) HeadlessChrome/69.0.3494.0 Safari/537.36 WordPress.com mShots

Da dort merkwürdigerweise immer mShots stand habe ich dann Tante Google gefragt, aber die meinte ja, siehe oben, daß es das gar nicht mehr geben würde. Also habe ich vergleichende Forensik betrieben und danach auf anderen bekannten WP Instanzen in unserem Cluster gesucht. Fündig wurde ich aber nicht.

„Wie das gibt es doch nicht..“

Das Gespräch mit dem Kunden, der sein Server da gerade gedost worden war, war dann nach einer Weile des Rätselns doch von Erfolg gekrönt. Im Ausschlussverfahren haben wir dann ein Plugin identifiziert, daß dafür indirekt verantwortlich war: der Elementor!

Elementor ist ein Plugin-System mit dem man „schneller“ (haha) komplizierte Layouts in WordPress umsetzen kann, als wenn man an den Themes rumspielt. Es ist also eine Art Homepagebaukasten innerhalb von WordPress. Jetzt sind meine Ansprüche an eine Webseite nicht so hoch, daß ich da Elementor einsetzen würde, wenn ich schon WP habe, aber das sehen Werbeagenturen naturgemäß anders 😉

Die Auflösung

Jetzt hatten wir einen Verdacht, also gruben wir noch etwas tiefer und schauten uns die Zeiten an, als den Server die mShots in der Vergangenheit getroffen hatten. Dabei stellte sich ein unregelmäßiges Muster ein, anhand dessen der Kunden dann eingrenzen konnte, daß wann immer er selbst in der Elementor-Zentralinstanz bei Elementor eingeloggt war, so ein DOS Angriff statt gefunden hatte. Das hat er selbst nicht gemerkt, weil er ja anderswo beschäftigt gewesen war. Meistens gab es da auch keine laufenden Backupprozesse, so das die mShot Anfragen bislang unbemerkt geblieben waren. Elementor fragt nämlich beim Login WordPress.com:mShots von allen verbundenen Webseiten (>100 Stück) einen aktuellen Screenshot zu besorgen.

Fazit: Der Kunde hatte sich mit dem Login bei Elementor,  und dem laufenden Backup unwissentlich selbst gedost. Das erlebt man auch nicht alle Tage 🙂

Die Empfehlung

Jetzt meine Empfehlung an Euch:

Auch wenn etwas bei der Anzahl 1, 2 oder 3 zügig reagiert, ist das bei 100+ nicht mehr der Fall.

Wenn Ihr also irgendein Programm baut, geht nicht davon aus, daß es ja nur die paar Testfälle verkraften muß, die Ihr hattet, sondern überlegt immer, was passieren kann, wenn hundert, tausend oder gar Millionen Abfragen involviert sind 🙂

Unser Kunde fragt derzeit bei Elementor an, ob man die Screenshots abschalten kann, das solltet Ihr auch abschalten, wenn Ihr so viele Instanzen auf einem einzigen Server habt. Glücklicherweise kam das Plugin nur bei den knapp über 100 WP Instanzen zum Einsatz, auf dem Server sind aber noch hunderte andere Instanzen untergebracht 😉

Wie wichtig das mit dem Einplanen nur „Millionen“ Anfragen sein kann, würde Euch ein anderer Feuerwehr-Fall zeigen, aber leider reden wir nicht über Kundenfälle, außer wir haben die Erlaubnis dazu, was aber hier der Fall ist.