Wie man von einer nachgerüsteten NVME SSD bootet

Meine langjährige Linux-Notlösung ging letzte Woche eine innige Verbindung zwischen Mainboard und Netzteil ein, das führte leider zu neuer PC-Hardware, wovon Ihr jetzt allerdings profitiert 😉

Wie man von einer nachgerüsteten NVME SSD bootet

Hier eine Impression der neuen permanenten Verbindung zwischen Mainboard und Netzteil:

ATX 12V Leitung ins Mainboard

Nur mit Gewalt konnten Buchse und Stecker getrennt werden. Eine Inspektion ergab dann, daß drei Spannungswandler, die befinden sich unter dem Kühlkörper links im Bild, ein bisschen zu warm geworden sind.

Hinweis: Für alle Linux am Dienstag Teilnehmer, abweichend zum gestrigen Textchat, gibt es bei den Anweisungen für die UUIDs noch eine kleine Erweiterung wo man die ersetzen muß.

Der neue RYZEN 5600X

Weil ich mir gleich was vernünftiges kaufen wollte, kam ein ASROCK B550µ Pro4 und ein RYZEN 5600X in den Warenkorb, noch NVME SSD (Samsung 1TB), RAM und Netzteil dazu gepackt und beim Großhändler sammeln lassen.

Das Board kannte ich einem früheren Einkauf und entsprechend wußte ich, daß diese Hardware mit Linux  laufen würde. Laufen ist in dem Fall übrigens glatte Untertreibung, Rennen wäre treffender, weil die NVME SSD in dem Setup 7 GB/s lesend schafft 😀

Da ich den PC für die Arbeit brauchte, war ein funktionierendes System an Tag 1 erst einmal wichtiger, als von der NVME SSD booten zu können, also wurde die HW nur zusammen gesteckt und die alte SATA SSD gebootet. Lief sofort ohne zu murren. Der Arbeitstag neigte sich dem Ende zu, also war es Zeit die SATA SSD auf die NVME SSD zu clonen und die Umstellung zu machen.

Nun ist mein Fedora System von 2014 und dessen Bootconfig weiß noch nichts von NVME. Also muß man das erst nachrüsten und ein Initramfs bauen, daß auch passende NVME Treiber hat. Dummerweise wusste ich das nicht, als die ich die SSD geclont habe 🙁 Ergebnis: „Geil, bootet von NVME .. ähhhhhh!?!?!“ Weil der Bootprozess vor dem Entschlüsseln der LUKS Paritionen einfach stehen blieb.

Zwei Möglichkeiten

Entweder VOR dem Clonen das neue Initramfs bauen, was deutlich einfacher ist, oder nochmal von der alten SSD Booten, Initramfs neubauen und die erzeugten Files von Hand rüberkopieren.

So, oder so, sieht der richtige Weg so aus:

  1. NVME-Treiber hinzufügen

    echo „add_drivers+= \“ nvme \““ > /etc/dracut.conf.d/nvme.conf
    # initramfs für aktiven Kernel neubauen
    dracut -f
  2. Disk Clonen

booten von einem Livestick
sudo su
dd if=/dev/quelle of=/dev/nvme0n1 bs=64M status=progress

Bei einer 1 TB SSD dauert das so 21-23 Minuten, da die SATA Geräte auf den meisten PCs mit 6 Gb/s angebunden sind, was ein theoretisches Maximum von 512 MB/s erlauben würde, aber 480 MB/s sind realistischer 😉

Wenn man die alte Platte nicht mehr benutzen will ist hier Schluß, die Platte muß dann aber auch gleich vom PC entfernt oder neu formatiert werden. Wieso, wird gleich klar werden.

Oder Ihr wollt mal wissen, was der Onkel Doktor machen müßte um die neue NVME SSD parallel zur alten SATA SSD booten zu können 🙂 Wir haben die Platte geclont und damit auch alle UUIDs zur identifizierung von Partitionen und Containern. UUIDs zeichnen sich durch eine gewisse EINMALIGKEIT aus, sprich, doppelte UUIDs produzieren lustige Fehler beim Bootprozess 😀

Gestern beim Linux am Dienstag kam die Frage auf, wieso ich nach dem Clonen nicht einfach die SATA SSD platt gemacht habe: Redundanz. Fällt die NVME SSD aus, habe ich noch ein System, das garantiert bootet.

Wie man die UUIDs von LUKS und EXTx ändert

Der Einfachheit

halber nehmen wir das „Gnome-Laufwerke“ Tool zur Hand um die alten UUIDs zuermitteln, da wir da visuell sehen können, ob das auch die richtige Partition ist. Man kann das auch in der Konsole ablesen, aber das kann leicht zu Verwechselungen führen:

$ lsblk -t -f
NAME ALIGNMENT MIN-IO OPT-IO PHY-SEC LOG-SEC ROTA SCHED RQ-SIZE RA WSAME FSTYPE FSVER LABEL UUID FSAVAIL FSUSE% MOUNTPOINT
nvme0n1 0 512 0 512 512 0 none 1023 128 0B 
├─nvme0n1p1 0 512 0 512 512 0 none 1023 128 0B ext4 1.0 Boot 4d2061ec-d538-4c88-aeb7-3fb0f3f4cd07 234,6M 46% /boot
├─nvme0n1p2 0 512 0 512 512 0 none 1023 128 0B crypto_LUKS 1 9d2595b2-a35c-48c1-a839-bb54c1a96597 
│ └─luks-9d2595b2-a35c-48c1-a839-bb54c1a96597 0 512 0 512 512 0 128 128 0B ext4 1.0 9d2595b2-a35c-48c1-a839-bb54c1a96597 659,9G 22% /
└─nvme0n1p3 0 512 0 512 512 0 none 1023 128 0B crypto_LUKS 1 ed009ed3-118c-465d-9b89-9b2a4f5cc3f3 
  └─luks-ed009ed3-118c-465d-9b89-9b2a4f5cc3f3 0 512 0 512 512 0 128 128 0B swap 1 46da0d80-21fb-45b7-8567-ba047de66cb6 [SWAP]

Einfacher ist das über das GNOME Laufwerke Tool:

LUKS

Filesystem in eine LUKS Container

Schritt 1 wäre jetzt auch erst einmal neue UUIDs zu erzeugen, was unter Fedora leicht mit dem Befehl „uuidgen“ gemacht werden kann. Andere Distro haben den Befehl nur als „uuid“ im Angebot.

WARNUNG:
Die hier gezeigten Anweisungen können in den falschen Händen Schaden an Ihrem System anrichten, deswegen erfolgt alles, was Sie jetzt machen auf eigene Gefahr!

WICHTIG: Bei Verwendung von LUKS darauf achten, daß die LUKS-Partition und die darin enthaltene Partition die gleiche UUID haben!

HINWEIS: der Befehl „replace“ wird von MYSQL/MARIADB zur Verfügung gestellt! Man kann die Anpassungen auch mit einem Texteditor machen, sollte man aber zwecks Reduzierung von Fehlerqellen nicht machen.

Alternativ könnte man sed -e „s/ALTE UUID/NEUE UUID/g“ < file >file.1; mv file.1 file machen, aber dann läuft man Gefahr die Rechte und Besitzer zu ändern.

Alles was wir jetzt machen, findet auf einer LIVE DISK statt, also im ungebooteten Zustand. Die Filesysteme sind alle EXT4, für abweichende Filesystem müßt Ihr Euch selbst was ausdenken 😉

Los geht’s :

A) Die Bootpartition

a) mit „Laufwerke“ das Gerät identifizieren: z.B. /dev/nvme0n1p1
b) ALTE UUID ermitteln ( wegkopieren in Texteditor ! )
c) tune2fs /dev/nvme0n1p1 -U „NEUE UUID“
d) BOOT + SYSTEM Partion der NVME anmelden
e) UUIDs ersetzen:
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/grub2/grub*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/loader/entries/*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/fstab
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/default/grub

*f) Partionen wieder abmelden

*) Das Abmelden ist natürlich optional, wenn Ihr mehrere Ersetzungen machen müßte, dann können die natürlich gemountet bleiben 😉

B) jede andere Partition

Jenachdem wieviele man hat, kann man das auch alles zusammen machen!

Wichtig: Jede Partition hat ihre eigene UUID, doppelte darf es nicht geben!

a) mit „Laufwerke“ das Gerät identifizieren: z.B. /dev/nvme0n1p2
b) ALTE UUID ermitteln ( wegkopieren in Texteditor ! )
c) tune2fs /dev/nvme0n1p2 -U „NEUE UUID“
d) BOOT + SYSTEM Partion der NVME anmelden
e) UUIDs ersetzen:
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/grub2/grub*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/loader/entries/*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/fstab
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/default/grub

f) Partionen wieder abmelden

Das waren die Filesysteme, kommen wir zu den LUKS Containern. Wer kein Luks hat, der ist jetzt natürlich fertig 🙂

Bei LUKS Partitionen ist das Vorgehen im Prinzip das Gleiche, nur die Befehle sind andere, weil LUKS kein Filesystem ist, aber eins zur Verfügung stellt nach dem Aufschliessen.

C) Für jede LUKS Partition

a) mit „Laufwerke“ das Gerät identifizieren: z.B. /dev/nvme0n1p2
b) ALTE UUID ermitteln ( wegkopieren in Texteditor ! )
c) cryptsetup luksUUID /dev/nvme0n1p2 –uuid „NEUE UUID“
d) BOOT + SYSTEM Partion der NVME anmelden
e) UUIDs ersetzen:
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/grub2/grub*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/boot/loader/entries/*
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/fstab
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/crypttab
replace „ALTE UUID“ „NEUE UUID“ — pfad/zu/System/etc/default/grub

f) Partionen wieder abmelden

Damit wären wir durch und so schlimm war es dann ja auch wieder nicht 🙂

Update: Es wurden Bilder zum Gnome-Laufwerke Tool eingebaut, powered by FlameShot – Ihrem Screenshottool

Linux – Wenn das Bios die NVMe-SSD nicht bootet

Von dem Problem habe ich nur durch Dritte erfahren, konnte es aber leicht lösen.  Stellt Euch mal vor Ihr kauft Euch eine NVMe SSD  und Euer Bios kann die nicht booten, was macht Ihr dann  ?

Das Problem

Es soll Motherboards geben, die zwar einen passenden Port für die NVMe SSD haben, aber leider vergessen haben, daß man ja auch davon booten können müßte. Wenn man jetzt nur so eine NVMe SSD hat, ist man sprichwörtlich gearscht. Falls man nicht vor hat, seinen Rechner per USB Stick zu booten und von der LiveDisk mit der SSD zu spielen, wird das eine sehr frustrierende Neuanschaffung.

Die Idee

Aber halt! Wenn man das System von einem USB Stick booten kann, könnte man dann nicht auch NUR davon booten ohne die Livedisk zu starten ?

Die Lösung

Na ja, vom Prinzip her schon, aber USB-Stick, das muß doch besser gehen. Ja geht es, aber ihr braucht dafür eine normale SSD oder HD, die kann aber ganz winzig sein, Hauptsache 512 MB passen drauf!

Bei der Installation Eures OSes wählt man für /, Swap und /home die neue NVMe SSD aus. Normal partitionieren und formatieren, soweit nichts besonderes.

Die /boot Partition kicken wir jetzt aber nicht auf die NVMe sondern die alte/kleine SSD. Dort wird auch der Bootloader installiert. Linux ist es nämlich völlig egal, wo die Partionen liegen, Hauptsache der Bootloader kann es finden und das kann er ja dann. Problem gelöst.

Sein System auf die neue NVMe umstellen, ohne neu zu installieren

Wie man eine defekte Bootpartition fixen kann, hatte ich schon mal thematisiert, daher setzte ich das Wissen jetzt bei Euch voraus. Wie man unschwer erkennen kann, habe ich hier den Booteintrag in Grub vor mir :

menuentry 'Fedora (4.14.4-200.fc26.x86_64) 26 (Twenty Six)' --class fedora --class gnu-linux --class gnu --class os --unrestricted $menuentry_id_option 'gnulinux-4.13.8-100.fc25.x86_64-advanced-e62edbbe-a1ae-4242-bca5-1249d6f2df67' {
 load_video
 set gfxpayload=keep
 insmod gzio
 insmod part_msdos
 insmod ext2
 set root='hd2,msdos1'
 if [ x$feature_platform_search_hint = xy ]; then
 search --no-floppy --fs-uuid --set=root --hint-bios=hd2,msdos1 --hint-efi=hd2,msdos1 --hint-baremetal=ahci2,msdos1 221608f2-5914-4619-9ef7-6dfddf233fd4
 else
 search --no-floppy --fs-uuid --set=root 221608f2-5914-4619-9ef7-6dfddf233fd4
 fi
 linux /vmlinuz-4.14.4-200.fc26.x86_64 root=/dev/mapper/luks-ffbd61f2-4c1e-4dc8-b12b-c89e9f69c9fa ro rd.driver.blacklist=nouveau modprobe.blacklist=nouveau vconsole.font=latarcyrheb-sun16 rd.luks.uuid=luks-ca1f019d-39ce-4cf8-b522-f6d3e63ebe2a rd.luks.uuid=luks-ffbd61f2-4c1e-4dc8-b12b-c89e9f69c9fa rhgb quiet splash audit=0 rd.driver.blacklist=nouveau nouveau.modeset=0 modprobe.blacklist=nouveau LANG=de_DE.UTF-8
 initrd /initramfs-4.14.4-200.fc26.x86_64.img
}

Ok, meine Systempartition ist vollverschlüsselt, daher habe ich da die LUKS-ID stehen. Auf einem „normalen“ System könnte das so aussehen :

menuentry 'Fedora (4.14.6-200.fc26.x86_64) 26 (Twenty Six)' --class fedora --class gnu-linux --class gnu --class os --unrestricted $menuentry_id_option 'gnulinux-4.7.10-100.fc23.x86_64-advanced-dca7eea1-687e-476a-a9a0-c41ef0329113' {
 load_video
 set gfxpayload=keep
 insmod gzio
 insmod part_msdos
 insmod ext2
 set root='hd0,msdos1'
 if [ x$feature_platform_search_hint = xy ]; then
 search --no-floppy --fs-uuid --set=root --hint='hd0,msdos1' dca7eea1-687e-476a-a9a0-c41ef0329113
 else
 search --no-floppy --fs-uuid --set=root dca7eea1-687e-476a-a9a0-c41ef0329113
 fi
 linux /boot/vmlinuz-4.14.6-200.fc26.x86_64 root=UUID=dca7eea1-687e-476a-a9a0-c41ef0329113 ro rhgb quiet audit=0 LANG=de_DE.UTF-8
 initrd /boot/initramfs-4.14.6-200.fc26.x86_64.img
}

Alles was man machen muß, ist die UUID der Partition zu ändern und schon bootet das System als System von der anderen SSD. Wie bekommt man die jetzt, nachdem man die NVMe SSD partitioniert und formatiert hat ?

UUID ermitteln

# blkid
/dev/xvda1: UUID=“dca7eea1-687e-476a-a9a0-c41ef0329113″ TYPE=“ext4″ PARTUUID=“000af34a-01″
/dev/xvda2: UUID=“262b5659-4c18-4d8b-89e9-d9ba932e77c0″ TYPE=“swap“ PARTUUID=“000af34a-02″
/dev/xvdb: UUID=“65d31ff9-53c9-4e0b-8a52-0a16622c82d9″ TYPE=“ext4″

Mit dem gleichen Befehl bekommt man auch die LUKS ID mitgeteilt, so man denn eine verschlüsselte Luks-Partition hat:

/dev/mapper/luks-ca1f019d-39ce-4cf8-b522-f6d3e63ebe2a: UUID=“46da0d80-21fb-45b7-8567-ba047de66cb6″ TYPE=“swap“
/dev/mapper/luks-ffbd61f2-4c1e-4dc8-b12b-c89e9f69c9fa: UUID=“e62edbbe-a1ae-4242-bca5-1249d6f2df67″ TYPE=“ext4″

(Zwischenfrage aus dem Publikum: Wieso verschlüsselst Du auch SWAP ?  Antwort: Weil in dem ausgelagerten Speicher Klartext steht und man sich andernfalls eine Sicherheitslücke ins Haus holt. )

Natürlich muß man sein System noch ein bisschen pimpen, damit es später nicht wieder von der alten Systempartition auf der „alten SSD“ booten, nur weil der Kernel neu erstellt wurde 😀 Folgende Punkte sind zu manipulieren:

/etc/fstab
/etc/mtab
/etc/default/grup

Also alle alten UUID/LUKS-IDs durch die neuen ersetzen. Das ist ein ganz schöner Schock, wenn man seine neue SSD im Betrieb hat und dann ein paar Tage später der Rechner wieder auf einem alten Stand ist 😀