Die Platte in Tokyo einhängen

Die Idee ist schon fast zehn Jahre alt, aber es hat wohl eine Weile gedauert bis es funktioniert hat. Der Traum in Tokyo ein USB-Gerät in einen PC zu hängen und in Kenia zu benutzen, funktioniert tatsächlich. Die Lösung lautet: USBIP

Wie funktioniert das ?

Es gibt einen USBIP-Server und einen Clienten. Der Server bindet Geräte ein und stellt Sie im Netz zur Verfügung. Der Server sorgt auch dafür, daß das Gerät lokal nicht mehr zur Verfügung steht. Damit kann es bei der Benutzung keine Kollisionen geben. Der Client verbindet sich zum Server und bindet das USB-Gerät dann lokal ein und stellt es, wie jedes andere Gerät zur Verfügung.

Damit das funktioniert müssen einige Kernel-Module geladen werden. Praktischerweise ist alles was man so braucht im Paket dabei. Alles in allem ein ziemlich übersichtlicher Vorgang.

Die Installation

Die Installation ist ganze einfach:

sudo dnf -y install usbip

Das wars schon.

WARNUNG

Wie man im Beispiel sehen wird, greifen die Befehle direkt auf IP Adressen zu. D.h. wenn Ihr ein Gerät freigebt, kann jeder, der es über das Netzwerk erreichen kann, es auch benutzen. Das kann im Einzelfall ein Problem werden. Daher ist eine Begrenzung des Zugriffs per IP-Firewall zwingend notwendig.

Der USBIPd stellt die Option zur Verfügung, sich auf einen bestimmten Port zubinden :

–tcp-port PORT Listen on TCP/IP port PORT.

Damit kann man, zumindest theoretisch, mehrere Dienste parallel benutzen und somit die Freigabe per Firewall regeln.

Beispiel – Eine Kamera benutzen

Der Server hat IP 192.168.0.103. Auf dem wurden zur Vorbereitung folgende Befehle ausgeführt:

[root@warrior marius]# modprobe usbip-host
[root@warrior marius]# usbipd &

nun müssen wir natürlich noch wissen, welches Device wir überhaupt freigeben müssen:

[root@warrior marius]# usbip list -l
– busid 2-3 (0ac8:0302)
Z-Star Microelectronics Corp. : ZC0302 Webcam (0ac8:0302)

[root@warrior marius]# usbip bind -b 2-3
usbip: info: bind device on busid 2-3: complete

„usbip list -l“ listet die zur Verfügung stehenden lokalen Geräte auf.
„usbip bind -b 2-3“ bindet das USB Gerät mit der ID 2-3 an den usbipd, so daß es exportiert werden kann.

Auf der Clientseite ist das ähnlich einfach:

[root@eve marius]# modprobe vhci-hcd

Das Kernelmodul i.d.R. immer nötig, es können aber auch andere Module zusätzlich benötigt werden.

[root@eve marius]# usbip list -r 192.168.0.103
Exportable USB devices
======================
– 192.168.0.103
2-3: Z-Star Microelectronics Corp. : ZC0302 Webcam (0ac8:0302)
: /sys/devices/pci0000:00/0000:00:14.0/usb2/2-3
: (Defined at Interface level) (00/00/00)

Wie man sehen kann, ist das Gerät jetzt verfügbar. Nun müssen wir es noch lokal einfügen:

[root@eve marius]# usbip attach -r 192.168.0.103 -b 2-3

und nun können wir es benutzen, da es wie jede andere WebCam als Videogerät zur Verfügung gestellt wurde:

[root@eve marius]# camorama -d /dev/video0
… jede Menge unnötige Fehlermeldungen später …
name = medium
name = large

Wenn man es wieder abmelden will, muß man den lokalen USBIP Port kennen:

[root@eve marius]# usbip port
Imported USB devices
====================
Port 00: <Port in Use> at Full Speed(12Mbps)
Z-Star Microelectronics Corp. : ZC0302 Webcam (0ac8:0302)
12-1 -> usbip://192.168.0.103:3240/2-3
-> remote bus/dev 002/004
[root@eve marius]# usbip detach -p 00
usbip: info: Port 0 is now detached!

Das wars. Jetzt noch auf dem Server mit unbind entfernen:

[root@warrior marius]# usbip unbind -b 2-3
usbip: info: unbind device on busid 2-3: complete

und das Gerät ist wieder lokal benutzbar.

Anwendungen

Per SSH-VPN könnte man damit z.b. WebCams in Rechenzentren benutzen, oder Festplatten einbinden, die vollverschlüsselt sind, auch wenn der „Server“ kompromittiert wurde, denn die Verschlüsselung läuft auf dem lokalen Rechner, ein MITM-Angriff kann damit nicht stattfinden. USB-Tastaturen und Mäuse würden auch lustige Sachen erlauben 😉

Bitlocker unter Linux öffnen

Ihr erinnert Euch noch diesen c’t Uplink Beitrag, wo die Heise Redakteure über Bitlocker und Luks schwadroniert haben?  Damals wurde Bitlocker als „properitär“ eingestuft und sinngemäß gesagt:  „Um Festplatteverschlüsselung zu machen, brauchst Du eh die PRO Version, die Home kann das nicht“. Da hat sich was getan 😉

Bitlocker für Linux

Vor drei Tagen kam eine Updatemeldung von Fedora zu einem Produkt namens „Dislocker“ rein. Der Name versprach etwas spannendes, also habe ich mir die Meldung angesehen:

Name        : dislocker
Product     : Fedora 28
Version     : 0.7.1
Release     : 10.fc28
URL         : https://github.com/Aorimn/dislocker
Summary     : Utility to access BitLocker encrypted volumes
Description :
Dislocker has been designed to read BitLocker encrypted partitions ("drives")
under a Linux system. The driver has the capability to read/write partitions
encrypted using Microsoft Windows Vista, 7, 8, 8.1 and 10 (AES-CBC, AES-XTS,
128 or 256 bits, with or without the Elephant diffuser, encrypted partitions);
BitLocker-To-Go encrypted partitions (USB/FAT32 partitions).

Das Tool gibts als FUSE Modul, so daß die Bitlocker-Partition zur Laufzeit eingebunden und Gelesen sowie Geschrieben werden kann, und als Einmal-Komplett-Entschlüssler. So oder so, man kommt an die Daten ran.  Damit ist Linux jetzt Windows offiziell voraus 😀

Ob das eine gute Idee war/ist wird sich zeigen, aber eins kann man Bitlocker damit nicht mehr nennen: properitär. Zumindest nicht mehr im ganz engen Sinn. Es wird natürlich nur von M$ produktiv eingesetzt, aber immerhin, wie auch bei NTFS, kann man es jetzt auf anderen Plattformen ( Ja, Macs machen auch mit ) benutzen.

@Heise-Redaktion: Wird Zeit für einen neuen c’t Uplinkbeitrag zu dem Thema. Da könnt Ihr gleich die ganzen Gerüchte vom letzten mal berichtigen, von wegen Luks wäre unpraktisch, keine Passworteingabe usw. usw. 😀 PS: wenn Ihr schon dabei seid: Mit LUKS einen USB Stick verschlüsseln und Double Layer Encryption mit Veracrypt falls Euch die Beispiele ausgehen 😉

Fehler in der Security

Der Grund für das Update war dann übrigens das Beheben von drei CVE-Schwachstellen in der genutzten Cryptobibliothek, wie man auf der Projektseite nachlesen konnte u.a. :

ID: CVE-2018-0497
Impact: Allows a remote attacker to partially recover the plaintext
Severity: High

Im Bereich Crypto ist das quasi eine 11 von 10 möglichen Punkten auf der Richterskala (+1 weils Remote geht  😉 ).

Den Schlüssel für die Bitlocker Partition könnt Ihr bei Microsoft erfragen, falls Ihr den vergessen haben solltet 😉

Musik Player – Sayonara

Immer mal wieder stolpert man über tolle Pogramme wenn man sich die Updates im Repo ansieht. Sayonara ist ein GTK basierter Musik-Player. Es gehört aber nicht zu den ganz tollen Programmen, was an der GUI liegt:

Man sieht die Sayonara GUI Die Gui ist GTK typisch nicht grade klein oder gar optimal. Es gibt ein kleines Feld, daß sich in der Funktion austauschen läßt, statt des Levelmeters, kann man auch andere Dinge anzeigen. Aber Konfigurieren kann man die GUI nicht. Leider unbrauchbar in der Praxis, zumal ich der rechten Seite keine Funktion entzaubern konnte.

Bild von der QMMP GUi, die viel besser organisiert ist.Wenn man ein Stock Linux hat, mag das als erster Musikplayer auf dem System noch funktionieren, aber für den Produktivbetrieb kommt nur QMMP in Frage:

QMMP kann man via RPMFusion bekommen. Da es themebar ist, kann es wie das alte WinAMP aussehen und im Gegensatz zu Sayonara ist es klein, schnell und effektiv 🙂

Die Unterstützung in Nemo hatte ich Euch ja schon vorgestellt.

Vielleicht findet Ihr für Sayonara einen Grund, für mich wars dann auch Sayonara, aber im wörtlichen Sinn 🙂

Verfügbar:

via Homepage: https://sayonara-player.com/current_version
via Repository: dnf install -y sayonara