Fedora hat Krita 4.1.8 bekommen und wir ein Problem

Freude, Fedora hat ein Krita Update bekommen \o/ … öhm…auf die sechs Monate alte Version 4.1.8, statt der aktuellen Version 4.2.2. Und damit einen Bug, den Linux Mint schon im Januar hatte, man kann jetzt nämlich das Fenster nicht mehr maximieren. WTF !

„Erfreut Euch an den Bugs, was anderes habt Ihr nicht!“ (Bill Gates)

Ich spare mir mal das lange Palaver über die Ursachen alte Versionen zu compilieren, wenn dann auch noch Bugs drin sind. *Kopfschüttel*  Der Fix ist jedenfalls denkbar einfach. Auf der rechten Seite sind Docker untergebracht. Auf den ersten Blick bemerkt man, daß die Seite komisch aussieht, weil jede Menge neue, völlig unnütze Docker da drin sind. Aus einem mir unverständlichen Grund, triggert das Krita dazu, das Maximize Button im Fensterrahmen abzulehnen und sonst auch alle Request an den Windowmanager das Fenster doch mal zu vergrößern zu verneinen.

Wenn man jetzt ein paar von den Dockern entfernt, braucht man vermutlich eh nicht, dann kommt zuerst die Maximize Funktion wieder und nach dem ersten Refresh des Fensterrahmens ist auch das Button wieder da.

Wer das Zitat von Bill Gates nicht kennt, kann ja mal auf den Text klicken 😉

Systemd: Aus den Wirren des Paketmanagements

„Aus den Wirren der Paketabhängigkeiten im Dschungel von Systemd“ man könnte einen Roman damit betiteln 🙂  Gestern abend, es war mal wieder Serverupdatezeit, flutschte eine Anzeige eines Fedora-Paketes, daß keinen Sinn machte, über den Bildschirm: qrencode-libs

QR Codes auf einem Server?

Ja, wenn man eine Webseite hat, die z.b. QR Codes ausgibt, weil eine HandyApp einen Bestätigungscode haben will, warum nicht. Dummerweise hatte dieser Server genau einen Job und der hatte nichts mit QR Codes zu tun. „Naja,ok, das wird jemand mal irgendwann für was ausprobiert haben… kann weg!“ denkste Dir so.. und dann kommt das Erwachen: „Wieso will dnf jetzt systemd löschen?“

$ sudo dnf erase qrencode-libs
[sudo] Passwort für  ….. :
Fehler:
Problem: The operation would result in removing the following protected packages: systemd

Das kommt so …

Der Systemd hat eine harte Abhängigkeit auf die lib von dem qrencoder :

$ rpm -q -R systemd | grep qrenc
libqrencode.so.3()(64bit)

ganz genau genommen ist es journalctl:

$ ldd /usr/bin/journalctl |grep qrenc
libqrencode.so.3 => /lib64/libqrencode.so.3 (0x00007fef36540000)

„Kann mir bitte einer erklären, wieso journalctl QR CODES bauen können müßte ?????“

Kann ja wohl nur ein Fehler sein 😉   Der Maintainer bei Redhat war da jetzt anderer Meinung:

What do you mean "wrongfully"? It's "rightfullly" linking against qrencode-libs because that functionality is used by journalctl.
While somewhat unfortunate, it's correct.

Steht aber allein da, denn auch bei Manjaro Linux ist das schon mal jemandem vor mir aufgefallen und siehe:

https://forum.manjaro.org/t/systemd-238-51-1-has-picked-up-a-dependency-on-qrencode/43070

Could this be due to a dirty chroot?

$ ldd `which journalctl`
	linux-vdso.so.1 (0x00007fff47fc9000)
	libpthread.so.0 => /usr/lib/libpthread.so.0 (0x00007f55fd82e000)
	libc.so.6 => /usr/lib/libc.so.6 (0x00007f55fd477000)
	libsystemd-shared-238.so => /usr/lib/systemd/libsystemd-shared-238.so (0x00007f55fd027000)
	libqrencode.so.4 => not found

I’m pretty certain journalctl doesn’t need qrencode?

Das sehe ich auch so, trotzdem habe ich mal etwas geforscht und die Ursache gefunden:

journalctl .c

#if HAVE_QRENCODE
/* If this is not an UTF-8 system don’t print any QR codes */
if (is_locale_utf8()) {
fputs(„\nTo transfer the verification key to your phone please scan the QR code below:\n\n“, stderr);
print_qr_code(stderr, seed, seed_size, n, arg_interval, hn, machine);
}
#endif

Jetzt wirds spannend:

Wozu wird das benutzt?

Um, wenn es ein UTF8-System ist UND der Code mit dem QR Support kompiliert wurde, einen Verifikations Schlüssel als QR CODE fürs Handy auszugeben, um mit dem Versiegelungs-Schlüssel abgesicherte Journaleinträge zu prüfen.

Das Verfahren heißt bei Systemd Forward Secure Sealing (FSS).  Keine Ahnung wer das Feature von Journald nutzt. Es klingt jedenfalls nach einer brauchbaren Idee, falls ein Hacker die Einträge manipuliert. Ich bezweifle aber stark, daß der Key dabei per QR Code an ein Handy übermittelt werden muß, statt per SCP an einen anderen Server.

Für diese eine Zeile Code da oben, die kaum jemand jemals einsetzen wird (Bitte Zahlen liefern, wer welche hat), immer noch diese Lib mit sich rumschleppen… was solls, GB sind billig  😉

Exim < 4.92 mit CVE-2019-10149

Jetzt muß ich es Euch doch erzählen, wo ich doch dachte, es dauert noch länger bis die Katze aus dem Sack ist. Ok, Exim < 4.92 hat eine schwerwiegende Sicherheitslücke, die man auch noch trivial ausnutzen kann: CVE-2019-10149

Um die Schwachstelle wurde viel Wirbel gemacht, dummerweise bekam bislang niemand die Zähne auseinander, ob man das auch ohne Update abwehren kann. Schauen wir uns mal an worum es überhaupt geht.

Was ist der triviale Exploit?

Es reicht, wenn man als lokaler Angreifer eine Email mit dem Sendmailersatz von Exim an „<${run{bash}}@zieldomain.de>“ sendet. Im Augenblick wo die zugestellt wird, wird der eingebettete Befehle (hier bash) als Root ausgeführt.

Das ganze kann man ggf. auch per Remote ausführen, so daß es eine richtig fiese Schwachstelle ist. Betroffen sind aber nur Versionen  > 4.87 < 4.92 . Dazu müssen aber diverse Dinge in der Config erlaubt sein, was in der Defaultkonfig nur teilweise der Fall ist. z.b. kann man keine „/“ in dem Befehl unterbringen, weil das unerlaubte Zeichen sind. Das schränkt den Angreifer natürlich stark sein.

Da selbst auf der Eximliste bis heute viel Geheimniskrämerrei im Spiel war, hier die ebenso triviale Gegenmaßnahmen:

Gegenmaßnamen

Einfach kein „$“ in Emailadressen erlauben 😀 Das war es. Da fiel mir nur ARGS zu ein 😀

Das hier kommt in Eure Exim Konfiguration rein, dann Exim neu starten:

acl_check_rcpt:

deny message = Restricted characters in address
domains = +local_domains
local_parts = ^[.] : ^.*[\$@%!/|]

deny message = Restricted characters in address
domains = !+local_domains
local_parts = ^[./|] : ^.*[\$@%!] : ^.*/\\.\\./

….

acl_check_mail:

drop message = Restricted characters in address
condition = ${if match{$sender_address}{\N.*\$.*run.*\N}{1}{0}}

# WICHTIG: Vor dieser Anweisung reinschreiben, sonst Essig!

accept hosts = +relay_from_hosts

Das würgt den Angreifer ab, bevor die Email zugestellt wird.

Die bessere Gegenmaßnahme wäre natürlich auf einen aktuelleren Exim umzusteigen. Aber wie das so ist, es gibt halt immer „Gründe“ warum und wieso was nicht aktualisiert werden kann.

Keiner bekommt die Zähne auseinander…

Was mich am allermeisten an der Lücke nervt ist, daß diese billige Gegenmaßnahme im Advisory von Qualys und in den Hinweisen vom Exim Team nicht vorkommen. Bei den Exim Leuten kann ich es noch verstehen, weil die den Bug selbstständig schon Anfang des Jahres gefixt hatten und halt mit Recht sagen können: Mach halt Updates.

Bei Qualyssieht anders aus, die schreiben :

As per the distros list policy:

Below is an abridged version of our advisory (with all the vulnerability
details, but without exploitation details); we will publish the complete
version in 24 hours, or as soon as third-party exploits are published,
whichever happens first.

We believe that it makes no sense to delay this any longer than that:
this vulnerability is trivially exploitable in the local and non-default
cases (attackers will have working exploits before that, public or not);
and in the default case, a remote attack takes a long time to succeed
(to the best of our knowledge).

Schön das Ihr den Exploit weggelassen habt, wie wär es mal mit dem Workaround, so das die guten Jungs einen kleinen Vorsprung haben?  Und dieser kryptische Hinweis „a remote attack takes a long time to succeed“ meint übrigens, das man seinen Exim mal alle 24h neu starten sollte, weil es da wohl irgend einen Scheiß mit „Teergruben“ gibt.

Das sind i.d.R. Spamfallen, die so langsam antworten, daß der Angriff des Angreifers einfach zäh wie in einer Teergrube abläuft, bis hin zu „gar nicht voran kommt“. So was in der Art nutzen die Angreifer hier aus. Daher einmal im Cron „killall -9 exim; systemctl restart exim“ per Cron: Fertig.