Falschmeldung zum Klimawandel rauscht durch Blätterwald?

Ihr habt bestimmt diesen Artikel hier gesehen zum Thema „Eisschelf in der Antarktis heute größer als vor 20 Jahren“. Darin konntet Ihr lesen, daß in der Zeit in der das Eisschelf abbrach, die Temperatur in der Antarktis mit ~0,5 Grad / Jahrzehnt angestiegen war. An dem Trend hat sich nichts geändert, aber heute möchte man Euch das hier einreden: „Um durchschnittlich 0,5 Grad pro Dekade sind die Temperaturen in Europa gestiegen – mehr als doppelt so viel wie im weltweiten Durchschnitt.“ (Spiegel.de [2] ). Schauen wir uns das mal genauer an.

Falschmeldung zum Klimawandel rauscht durch Blätterwald?

Wenn man den Artikel genauer liest, kommt man zu der Stelle, daß seit 1991, also vor dem Larson A&B Vorfall und damit genau in dem Zeitrahmen der Aussage zu dem Temperaturanstieg von 0,5 Grad/Jz in der Antarktis, die Temperaturen in Europa und der Arktis überproportional im Vergleich zum Globalen Anstieg mit 0,5 Grad/Jz gestiegen wären. Wie schwach muß die Erhöhung über dem Rest ( Welt-( Arktis+Antarktis+Europa ) ) gewesen sein, daß 0,5 Grad als überproportional gilt?

„Anden: In den höheren Lagen der tropischen Anden ist der Temperaturanstieg über das 20. Jahrhundert auf 1,1 °C geschätzt worden.“

( https://bildungsserver.hamburg.de/regionale-klimaaenderungen/4327018/suedamerika/ )

In Westafrika und dem Sahel haben die Temperaturen zwischen 1970 und 2010 um 0,5-0,8 °C zugenommen.
(https://bildungsserver.hamburg.de/regionale-klimaaenderungen/10787504/westafrika/)

„Die australische jährliche Mitteltemperatur zeigt zwischen 1900 und 1950 kaum Veränderungen. Der deutliche globale Temperaturanstieg zwischen 1910 und 1940 ist hier kaum ausgeprägt. Dennoch liegt der Anstieg der Temperatur zwischen 1910 und 2010 mit 0,9 °C leicht über dem globalen Wert.

(https://bildungsserver.hamburg.de/regionale-klimaaenderungen/4013742/australien/)

Rechnen wir mal etwas:

Anden: 0,11 Grad pro Jahrzehnt ( 70 Jahre )
Westafrika: 0,2 Grad pro Jahrzehnt (40 Jahre )

Australien: 0,09 Grad pro Jahrzehnt (100 Jahre )
Europa: 0,5 Grad pro Jahrzehnt ( 20 Jahre )

Wenn wir uns den Anstieg für Europa über 100 Jahre ansehen, sieht man zwei starke Anstiege: von 1900-~1925 und ~1980-2000, dazwischen lagen „moderate“ Jahre. Von 1900-2000 lag der absolute Anstieg bei 1,7 Grad, was 0,17 Grad/Jz entspricht.

Europa: 0,17 Grad pro Jahrzehnt ( 100 Jahre )  ( https://bildungsserver.hamburg.de/regionale-klimaaenderungen/2891966/europa/ )

Es kommt also nur darauf an, welchen Zweitraum man vergleicht. Jede Region auf der Welt ist anders und sollte auch so betrachtet werden.

Wertung

Ich denke, diese 20 Jahre und die resultierenden 0,5 Grad sind absichtlich gewählt worden, damit es möglichst dramatisch aussieht. Dazu hätte es aber eigentlich nichts anderes, als den absoluten Anstieg von 1,7 Grad zwischen 1900-2000 gebraucht. Der ist ziemlich heftig, aber auch nur, wenn man 1900 oder gar 1700 anfängt zu vergleichen. Fängt man im Jahr 1000 an, sind es „nur“ 1,3 Grad in 1000 Jahren. Hätten wir die Daten von Europa für das Jahr 500 vor Christus, sähe die Lage vermutlich ganz anders aus, denn da waren die Alpen eisfrei und die Temperaturen damit höher, als vor 1000 Jahren. Daraus könnte man keine Schlagzeile bauen. Deswegen nehmt aus dem Artikel mit:

Nicht alles direkt glauben, sondern selbst Fragen stellen:

Wie kam es zu den Zahlen?
Gibt frei zugängliche Quellen?
Was will man damit erreichen?

Ist es in Wirklichkeit schlimmer oder besser?

Seid neugierig! Wissenschaft kann auch für den Laien Spaß machen.

Warum halte ich jetzt die Meldung für „Falsch“?

Weil Sie handwerklich absichtlich so gestaltet wurde, daß ein falscher Eindruck zur Lage entsteht. Traurig ist, daß solche Meldungen veröffentlicht werden, aber Meldungen, die nicht zum Mainstreamklimawandel gehören, es nicht schaffen. Von denen gibt es aber auch genug, die man lesen sollte, weil sie mit Fakten untermauert worden sind. Mit wissenschaftlichen Fakten, nicht mit „Alternativen Fakten“ mit den ja gerne alles, was einem nicht paßt, abgewertet wird. Ich habe neulich in einem Kommentar einer Zeitung gelesen, daß die AfD „Pseudo“-Experten in Ausschüsse lädt, die dann „Pseudo“-Fakten entgegen den „unbestrittenden Fakten“ z.B. des Weltklimarats. Was der Kommentator der Zeitung da leider verdreht hat war, daß genau dieser Vortrag der „Bestritt“ war, den er selbst in Abrede stellte.

Das ist natürlich ein Trick in der Meinungsmanipulation der so abläuft:

Ich behaupte einfach, daß meine Meinung unbestritten ist und alle, die diese Ansicht bestreiten, sind Scharlatane, Querdenker, Pseudo-Experten usw. usw. Damit bleibt meine Meinung dann natürlich „unbestritten“, weil ich es gar nicht zu lasse, daß es jemand bestreitet 🙂 Wenn Ihr also diesen Trick in der nächsten Tagespressemeldung findet, wißt Ihr ganz genau, daß Ihr gerade belogen werdet. Der Trick schliesst natürlich nicht aus, daß es wirklich Scharlatane gibt, die Blödsinn verbreiten 😉

Heutzutage ist es für Menschen, die nicht die Zeit haben, selbst mal eine Stunde Zeit zu investieren ungeheuer gefährlich geworden, manipuliert zu werden. Früher traf man sich mit Freunden und völlig Unbekannten in der Kneipe, auf dem Marktplatz oder im Salon (nicht beim Friseur 😉 ) und hat sich ausgetauscht. Heute konsumieren wir vorgefertigte Meldungen, weil es bequemer ist. Ich rate Euch, unterhaltet Euch mal wieder für ein paar Stunden mit Euren Bekannten zu den unterschiedlichsten Themen, denn da könnt Ihr einiges anders erleben, als auf Facebook und Twitter.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Larsen-Schelfeis ( Stand: 12. Juli 2022 21:24 Uhr )
https://bildungsserver.hamburg.de/regionale-klimaaenderungen/

[1] https://www.tagesschau.de/wissen/klima/studie-europa-hitze-temperaturen-101.html
[2] https://www.spiegel.de/wissenschaft/wmo-temperaturen-in-europa-steigen-doppelt-so-schnell-wie-im-globalen-durchschnitt-a-34e03dca-2c07-4ffe-9684-b02cf5c2d307

Um den ging es bei mir:

Eisschelf in der Antarktis heute größer als vor 20 Jahren

 

Eisschelf in der Antarktis heute größer als vor 20 Jahren

Einer Studie der PM  Cambridge Universität zufolge, ist das Larson A + B Eisschelf jetzt größer als vor 20 Jahren, als es abgebrochen ist.

Eisschelf in der Antarktis heute größer als vor 20 Jahren

In den Jahren 1995 und 2002 zerbrach erst das Eisschelfgebiet Larson A und dann B. Beide befinden sich an der Nordostküste der Antarktis. So ein Eisschelf ist eine bis zu 1000m mächtige Eisschicht, die sich vom Gletscher, der sie speisen sollte, bis ins offene Meer erstreckt. In Richtung offenes Meer befindet sich dahinter das Meereis. Dies ist aber nur ca. 1 Meter dick.

Die Eisschelfe, so kann man es bei Wikipedia nachlesen, sind aufgrund gestiegener Temperaturen zerfallen, im Schnitt 0.5 Grad pro Jahrzehnt. Wie die Forschungsgruppe der Cambridge University bei einem Besuch in der Antarktis bemerkte, war das Eisschelf wieder nachgewachsen. Wieder zu hause, prüften die Forscher Satellitenausnahmen der letzten 40 Jahre und kamen, in Kurzform, zu folgendem Schluss:

Was passierte im Eismeer wirklich?

Aufgrund einer zyklischen atmosphärischen Schwankung von ca. 20 Jahren, änderte sich die Windrichtung vor 20 Jahren von West- auf Ostwind. Da Larson A+B an der Ostküste liegen, bedeutet Westwind, daß das Meereis in das offene Meer gedrückt wird, was 1995 zum Abbrechen des A-Schelfes geführt hat. Normalerweise zerfällt so ein Eisschelf nicht komplett, sondern wird in Form von abbrechenden Eisbergen langsam abgetragen. Da aber die Schutzschicht Meereis nicht mehr da war, konnte die Brandung und ähnliche Einflüsse dem Schelf stark zusetzen, was zum rapiden Zerfall beitrug.

Dann, nach 2003, wechselte die Windrichtung wieder und das Meereis wurde in die Bucht gedrückt. Dadurch entstand eine Pufferzone zum Schelf, welches die „schädlichen“ Einflüsse fern hielt, weswegen sich das Eisschelf mehr als erholt hat, denn heute ist es größer, als in der Zeit bevor es zerbrach.

Die Sache mit dem Klimamodell

Natürlich ist die Beobachtung kein Widerspruch dazu, daß es global immer wärmer wird. Die Erwärmung hat den beobachteten Vorgang vermutlich schneller und einfacher ablaufen lassen, als bei tieferen Temperaturen. Sie ist also kein Beweis dafür, daß es keinen Klimawandel gäbe.

Offensichtlich kam es in der Forschergemeinde doch recht überraschend zu diesem Fund. Die aktuellen Klimamodelle konnten das nicht vorhersagen, was bedeutet, daß Sie die zugrunde liegenden Faktoren außer Acht lassen. Selbst die Forscher die das Eisschelf untersucht haben, konnten mit Ihren Modell noch keine Aussage treffen, wie es dort weitergeht.

Klimamodell müssen nachgebessert werden

D.b. im Umkehrschluss, daß auch die vom ICC eingesetzten Modelle hier falsch liegen, was zur Folge hat, daß deren Vorhersagen auch global nicht stimmen werden, denn die Geschehnisse in der Antarktis koppeln global zurück.

Es darf also angezweifelt werden, daß die Extremläufe des ICC jemals Realität werden können. Diese Läufe sind es aber, die auf die Politik einwirken und dann zu Maßnahmen führen, die bestenfalls weit über das nötige Maß hinausgegangen sind, schlimmstenfalls unnötig waren, was zur Folge hat, das dringend benötigte Mittel gebunden werden, statt diese an anderen Stellen einzusetzen.

Würden also die Mittel auf mehr Maßnahmen verteilt, könnte es in der Realität zu einem stärkeren Nutzen kommen, als ein fokussierter Einsatz an wenigen Stellen. Gemeint sind damit Projekte zum Küsten- und Hochwasserschutz, Forschungen zu robusteren Pflanzen und globale Klimarückkopplungen.

Wer sich unter „Klimarückkopplung“ nichts vorstellen kann, darf das hier mal lesen, ein Bericht über die Steigerung der Regenniederschläge in der Sahelzone durch Gießen im Nahen Osten 😉 Es ist natürlich kein Witz oder IG-Nobelpreiskram.

Warum hat ich das eigentlich gepostet, daß müßte doch eigentlich in der Forschungsgemeinde so rumgehen, es ist schliesslich in einem Magazin veröffentlicht worden. Tja, wie sich ausstellt, und das ist nicht nur mir aufgefallen, war es keiner Deutschen Zeitung eine Meldung wert, daß eine Eisdecke trotz Klimawandel, jetzt mächtiger ist als vor 20 Jahren.

In Irland konnte man das übrigens in der Zeitung nachlesen, nur hier nicht. Tja, mit wachsenden Eisschichten kann man halt nur Pinguinen Angst machen.

Quellen:

https://www.cam.ac.uk/stories/sea-ice-controls-ice-sheet-stability

https://www.rte.ie/news/newslens/2022/0513/1297729-antarctic-ice-shelves-grew-over-last-20-years/

Wie immer der Disclaimer, es wendet sich nicht an Wissenschaftler, sondern an normale Menschen, was eine Vereinfachung der Darstellung nötig macht.