Urheberrecht: Die Kirche im Dorf lassen

Also ehrlich, was da so an Mythen derzeit durchs Netz schneit, ist ja fast schlimmer als vorher.

„Die Uploadfilter hätten bei Daniel Caspary während der Debatte zugeschlagen“

Mußte natürlich gleich einer ein Meme machen, auf daß die Welt verzichten konnte, weil derbe fehl am Platz:

https://twitter.com/pkNRG/status/1110485826369175553

Wieso, weil einfach seine Fragezeit zu Ende war. Blöd nur, daß die Parlamentsvorsitzende keinen Bock aufs Drüberlabern hatte und durchgegriffen hat. Witzig ist allein der Umstand, das seine Freunde vom Axel Springerverlag aka Bild-Zeitung seinen geistigen Erguss auch noch abgedruckt haben und es im Netz zu finden ist. Und was steht da ?

„Nun wird offensichtlich versucht, auch mit gekauften Demonstranten die Verabschiedung des Urheberrechts zu verhindern. Bis zu 450 Euro werden von einer sogenannten NGO für die Demoteilnahme geboten. Das Geld scheint zumindest teilweise von großen amerikanischen Internetkonzernen zu stammen. Wenn amerikanische Konzerne mit massivem Einsatz von Desinformationen und gekauften Demonstranten versuchen, Gesetze zu verhindern, ist unsere Demokratie bedroht.“ ( Daniel Caspary, Vorsitzender der CDU/CSU Fraktion im EU Parlament ) .

Quelle: https://www.pressesprecher.com/nachrichten/caspary-cdu-artikel-13-demonstranten-gekauft-402064753

Wie bitte soll man das anders verstehen, als den Versuch alle Demonstranten als gekauft zu bezeichnen ? Klar steht da nicht wörtlich, war aber gemeint. Würde das da wörtlich stehen, müßte es „Alle Demonstranten sind von Google gekauft.“ heißen, heißt es aber nicht. Das wäre nämliche eine unwahre Tatsachenbehauptung gewesen.

Meine Grammatikhilfe im Blog meinte übrigens gerade das hier zu Caspary’s Satz 😀

Wenn

Ein mit der Subjunktion ‚wenn‘ eingeleiteter Nebensatz wird in der Regel mit einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt.“ (siehe oben in Lila)

Ganz anders die Sache mit den 450 € pro Demonstrant, da hat er sich tatsächlich zu weit aus dem Fenster gelehnt, denn die gemeinte NGO hat nur Ihren Mitglieder angeboten, deren Fahrtkosten nach Brüssel zu übernehmen. Da hatte Julia Reda wohl recht, das dürfte auf den Kaffeefahrten der Lobbygruppen nach Brüssel auch regelmäßig passieren 😉

Uploadfilter

Julia Reda ist aber auch nicht vor Fehlern gescheut, die beharrte ja am Ende der Frage darauf, daß Upload-Filter im Text drin wären. Sind sie natürlich nicht. Es steht zwar drin, daß gefiltert werden muß, aber nicht auf welche Art und Weise das zu passieren hat. Das Wort „Uploadfilter“ findet man im Text der Reform nicht. Die automatischen Upload-Filter ergeben sich lediglich als Konsequenz aus der Tatsache, daß bei 400h Video pro Stunde die bei YouTube hochgeladen werden, halt kaum manuell geprüft werden könnten. Das schaffen dann nur reihenweise Computer. Daher ist für jeden rational denkenden Menschen klar, daß mit dem Text nur automatische Upload-Filter gemeint sein können. Der Zusammenhang zwischen „rational“ und „Politiker“ konnte noch nicht eindeutig bewiesen werden 😉

Mythos: Die Massen an Protestlern

Es wurde auch von Frau Reda wieder betont, daß fast 5 Millionen Menschen Online eine Petition gegen Artikel 13 unterschrieben haben. Da muß man als Parlament doch beachten, oder ? Ich meine, sooooooooooo viele Menschen. Die ganzen 1.6666% der Einwohner der EU sind klar die Mehrheit. Nein, sind Sie nicht. Das nennt man „Eine Minderheit“ !

Ja, die Zahl ist ordentlich, relativ gesehen, absolut gesehen ist das statistisch nicht mal relevant. Selbst wenn die 1.666% jetzt die Piraten wählen würden, kämen die nicht mal über die 5% Hürde!

Sorry, da muß ich jetzt sagen: Ihr paar Prozent nehmt Euch wichtiger, als Ihr seid. Wo kommt das her? Twitteraner und YouTuber leben genau wie andere in Ihrer Blase. Da fällt es am Ende nicht schwer sich zu wundern, wenn die Blase platzt.

Mythos: Die Meinungsfreiheit wäre in Gefahr

Tut mir leid, Eure Blase drückt leider auch dort. Die Meinungsfreiheit, wie Ihr Sie versteht, sich nämlich hinter einem Unternehmen zu verstecken und Rechte Dritter zu verletzen, die ist ein bisschen in Gefahr. Stellt Euch mal mit offenem Visier ins Netz und haftet mal für den Scheiss selbst, den Ihr den ganzen Tag verzapft, dann sprechen wir da noch mal drüber.

Es wird keiner an seiner Meinung gehindert, nur weil eine Plattform die derjenige nutzt, seinen geistigen Erguss nicht sofort online stellt. Wenn Ihr das garantiert haben wollt,  meine Firma bietet Webhosting für kleines Geld an und hilft auch beim Setup von Tools wie Friendica, da könnte Ihr instant was von Euch geben und keiner kann es zensieren. Wir auch nicht, weil das unter Eurem Namen läuft.

Wie? Dann liest Euch ja keiner mehr? Tja, wenn Ihr relevantes, interessantes zu sagen habt, dann werden Ihr auch dort schnell Freunde finden und aufsteigen.

Wie, das kostet Geld ? Ja, das kostet Euch Geld, hat aber den Vorteil, daß Ihr die Monetarisierung auch komplett in der Hand habt. Ist Euch Eure Meinungsfreiheit so wenig wert, daß Ihr keine 1,99 € im Monat dafür ausgeben könnt?

Ok, Angebot: Wer sich auf diesen Artikel hin meldet, bekommt ein Paket mit 500MB, Friendicainstanz und DE-Domain für 1 € im Monat, inkl. Backup und Traffic. Angebot steht bis zur Europawahl im Mai 2019.

Mythos: Rechteinhaber müssen dem Verleger was abgeben

Nein, müssen Sie nicht, denn das legt nicht die Reform fest, sondern der Staat, der diese umsetzt. Schauen wir doch mal:

Artikel 16

Die Mitgliedstaaten können festlegen, dass für den Fall, dass ein Urheber einem Verleger ein
Recht übertragen oder ihm eine Lizenz erteilt hat, diese Übertragung oder Lizenzierung eine
hinreichende Rechtsgrundlage für den Anspruch des Verlegers auf einen Anteil am
Ausgleich für die jeweilige Nutzung des Werkes im Rahmen einer Ausnahme oder
Beschränkung für das übertragene oder lizenzierte Recht darstellt.

Das wars : „können festlegen“ & „auf einen Anteil“ .. Wieviel ist das real ? 0 -100% .. es steht da halt nicht. Das macht die Sache für Verleger und Rechteinhaber übrigens kein bisschen einfacher. Es verkompliziert die Sache nur völlig unnötig. Und wenn ein Staat meint, das er das nicht will, dann läßt er es einfach. Da würde ich als Rechteinhaber natürlich ab sofort meinen Hauptwohnsitz haben wollen 😉

Mythos: eindeutige Gesetzestexte

Ist Euch mal aufgefallen? Genau wie die superfluiden Äußerungen gewisser Politiker, so sind auch deren Gesetztestexte – der Schwamm pur.

In der EU Anti-Terror-Verordnung ist es ja genauso. Da stehen halt so „Ziele“ im Gesetzestext, statt konkret rein zuschreiben, was genau zu tun oder zu lassen ist. Ziel: „Bekämpfe den Terror, aber schränke die Meinungsfreiheit nicht ein. “ Das kann man in eine Präambel schreiben, aber doch nicht in das Gesetz an sich.

Bei Urheberrecht auch wieder „Du sollst filtern, aber wir sagen Dir nicht was und wie.“. Das sind so Sachen, die würde ich von einer Religion erwarten. „Du sollst nicht töten!“ schönes Gebot, aber auf wen bezieht sich das eigentlich genau ? Menschen, Tiere, Pflanzen ? Offensichtlich ist es ok, Tiere und Pflanzen zu töten, steht da aber nicht. Genau genommen steht da nämlich „Lerne Mineralien zu verdauen.“  ach ja.. nein, daß meint „Lichtessen funktioniert wirklich.“ ( Wer nicht weiß was das ist, es gibt so dumme Menschen, die glauben, die könnten alleine von Sonnenlicht leben, so ganz ohne Chlorophyll in den Zellen. Wenn der Job von Jesus nicht schon besetzt wäre, würden die auch den beanspruchen.)

In dem Sinne.. bis heute abend.

BTW: WTF! Linux Filesystem rocks :

Wayland: Firefox 66.0.1 macht noscript unbedienbar

Wer am 4.5.2019 auf diese Seite zugreift sucht eigentlich => Firefox Bug schaltet Plugins ab !!!

Ich fühle mich ja echt geehrt, daß Ihr diesen Artikel lesen wolltet, aber der Link oben bringt Euch an die wirklichen Infos zum aktuellen Firefox Addon-Signing  Problem.


Moin moin, frisch aus der Bugliste von Redhat habe ich da einen Fehler von Wayland für Euch. Ja, Wayland ist wohl Ursache für die Probleme, weil unter Xorg geht das gleiche Programm tadellos.

Firefox – Wayland – Gnome

Heute morgen habe ich das Update für Firefox auf 66.0 reinbekommen, und dann den Firefox-Wayland unter Gnome benutzt. Als dann die Debatte im Parlament über die Urheberrechtsreform dran war, wollte ich da mal auf Phönix reinsehen und mußte feststellen, daß man so lange klicken kann wie man will bei Noscript, es juckt die Buttons im Einsteller nicht. Das hier ist gemeint:

In den Options konnte man klicken wo man wollte, es landete immer im Domainnamen am Ende, statt auf den Buttons vorn. Teilweise fuhr das auch nicht aus. Das Verhalten war chaotisch. Beim Analysieren des Fehlers habe ich auf X11 umgestellt und schwupps, war der Bug weg.

Also, wer das derzeit auch erfährt, schaltet von Wayland auf X11 um, denn ein Update auf 66.0.1 half nichts.