Es war um die Zeit, als unsere LUG eine Installationsparty für neuere Laptops veranstaltete. Meine Freundin meinte ihr Dell Laptop dabei mal neu installieren zu müssen, um das Problem der sich „inflationär“ vermehrenden Kernels im /boot zu lösen und nebenbei noch Altlasten vom letzten Update loszuwerden. Die Anzahl der Kernel stimmt tatsächlich nicht, statt 3 regulärer Kernels waren es 4 😉
Die Sache mit den Kernels
Wie sich rausgestellt hat, waren 4 Kernel auf der Platte, weil eine Config nicht sauber entfernt wurde und daher beim Rebuild des Grub-Bootmenüs immer und immer wieder aufgelistet wurde. Das war recht einfach zu lösen. Dazu muß man nur die Reste auf /boot entfernen und, um Grub nicht bemühen zu müssen, per vi /boot/grub2/grub.conf editieren und den überflüssigen Eintrag rauswerfen.
Die Installationsparty
Auf der Installationsparty kursierte die Live-Disk von Fedora 28 also wurde das Laptop damit gebootet und auch installiert. Das funktionierte soweit auch gut und ohne Fehler. Also nahmen wir das Laptop mit nach Hause ohne es weiteren Tests zu unterziehen, schließlich sind alle wesentlichen Test mit dem erfolgreichen Boot von der Live-Disk implizit durchgeführt worden, es lief ja 🙂 Ja, bis wir am nächsten Tag das Laptop booten wollten um die /home/ von der alten Platte zu kopieren und statt des Login Dialogs ein schwarzer Bildschirm auf uns wartete.
Der böse LightDM wars..
Ohne die „Hä’s“, „hu’s“ und „WAS!?“ näher zu beleuchten, die der schwarze Bildschirm so mitbrachte, komme ich gleich mal zur Auflösung des Rätsels:
Es wurde installiert : Fedora 28 Cinnamon Spin auf einem Dell Vostro 3750 i7 mit VGA & HDMI Ports und dedizierter Nvidia Graka.
Jetzt war der schwarze Bildschirm nicht das Ende der Story, also der Rechner lief. Man konnte mit STRG-ALT-F3 z.b. in eine Text-Konsole umschalten und „arbeiten“. Nur der interne Bildschirm vom Laptop war halt beim Logindialog schwarz. Das das am DisplayManager liegt lag auf der Hand, aber wieso ? Die Festplattenverschlüsselungsabfrage lief ja auch auf dem internen Laptopdisplay auf, genau wie der (später geglückte) Desktoplogin. Zur Diagnose haben wir dann an den HDMI Port einen Monitor angeklemmt, der auch prompt den Logindialog zeigte.
Jetzt muß man über das Dell wissen, daß der interne VGA Monitor immer als Display angezeigt wird, egal was man macht. Normale Laptops finden den externen Monitor nur, wenn man den auch dran steckt. Das Dell zeigt die auch dann an, wenn nichts dran ist. Ob das in der dedizierten Grafikkarte liegt oder ein Mainboardbug ist, weiß nur Dell.
Der Cinnamon Spin kommt mit Lightdm statt gdm. Die Lightdm Version auf dem Livestick lief ohne Probleme, die installierte und dann aber aktualisierte Version nicht mehr. Es war auch völlig egal was wir dem Greeter oder dem Lightdm gesagt haben, wo er sich anzeigen soll, das interne Display blieb schwarz. Da man sich „blind“ einloggen konnte, und wir am HDMI ein Bild hatten, konnten wir diverse Tests durchführen, die aber alle am „Ist mir doch egal“-Modus vom Lightdm gescheitert sind. Laut Ubuntuusers ist das Problem mit dem Dell mehr oder weniger bekannt, und mit einem XRANDR Script zu lösen. Es klang aber zu gut um wahr zu sein 😉
Die Lösung des Problems
Die Lösung ist jetzt recht trivial : STRG+ALT+F3 als root einloggen.
dnf -y install gdm
dnf -y erase lightdm
systemctl enable gdm
systemctl start gdm
Fertig. Damit ist GDM drauf und Lightdm runter, was das Problem sofort gelöst hat.
Was mich jetzt mal wieder etwas enttäuscht hat ist der Umgang mit dem Bugreport bei Fedora, und ich meine explizit nicht Red Hat:
"TBH I'm not interested in optimus issues, if you think your issue is genuine file it upstream."
Status: NEW → CLOSED Resolution: → WONTFIX
Natürlich das kein Optimus Problem, weil das eine dedizierte Grafikkarte ist. Optimus beschreibt den Einsatz von zusätzlichen 3D-Acceleration Grafikkarten, z.b. im Acer E5 Laptop mit Nvidia M840, wo es noch einen Intelgrafikchip im SOC mit der CPU gibt, die den eigentlichen Job macht. Dafür braucht es dann BumbleBee, was Leigh Scott eigentlich wissen sollte 🙁 Das ich mit dem nicht mehr warm werde, nachdem er so mit allen Bugs die seinen Horizont übersteigen umgeht, dürfte klar sein. Ich weiß nicht wo der überall seine Finger drin hat, aber vielleicht wären ein paar weniger Baustellen besser für alle.