PVA: Clusterplugin für Carola

Ihr habt es wahrscheinlich schon immer gewusst: Computer wollen die Welt erobern 😉 Die Welteroberungspläne von Carola sind da eher bescheiden, sie will nur Eure Wohnung kontrollieren 😀

PVA: Clusterplugin für Carola

Am Dienstagabend war es soweit, das neue Clusterplugin für Carola hatte Premiere bei Linux am Dienstag. Natürlich ist Carola eine von den netten und will euch nur besser dienen und da kam Ihr die Idee, sich doch auf alle brauchbaren Geräte im Heimnetz auszudehnen. Dafür brauchen wir Pipewire, denn das macht es möglich, den Lautsprecher und das Mikro eines anderen Linuxcomputers zu benutzen.

Wir brauchen Pipewiretunnel

Damit Ihr versteht was Carola hinter den Kulissen macht, werden wir das in Handarbeit durchgehen.

Zuerst brauchen wir einen TCP-Server. Dazu loggt man sich z.b. per SSH auf dem Clienten in die Desktopsession ein. Diese ist zwangsweise notwendig, weil ohne eine Desktopsession gibt es keinen Pipewireservice. Der Desktop muß nicht offen sein, der Screensafer kann ruhig an sein.

DEV=wlp2s0
IP=$(ip -h -f inet a show dev $DEV | grep inet | awk ‚{print $2;}‘ | sed -e „s/\/.*$//“|head -n 1)
pactl load-module module-native-protocol-tcp port=4656 listen=$IP
pactl load-module module-native-protocol-tcp port=4657 listen=$IP

Die Anweisungen oben extrahieren die IPv4 Adresse des PCs, solange das Device stimmt. Aber da Ihr die IP kennt, weil Ihr sonst nicht auf den Computer einloggen könntet, kann man sich eine automatische Ermittlung auch schenken. Vielleicht möchte ja jemand das beim Desktopstart automatisch machen, dann wäre es ganz hilfreich. In jedem Fall muß es eine extern erreichbare IP sein und es darf keine Firewall im Weg sein.

Wir brauchen zwei Tunnelports, einen für den Lautsprecher (4656) und einen für das Mikrofon(4657). In der neuesten Pluginversion kann man die Ports frei wählen, was es am Ende erlaubt, daß mehrere Instanzen von Carola auf verschiedenen PCs laufen können. Bevor jetzt jemand feuchte Träume bekommt, daß alle Clienten auch eine Kontrollinstanz sein können, davon würde ich dringend abraten, weil so ein Kreislauf nur zu totalen Fails führen wird.

Wofür ist es dann gedacht?

Wenn Ihr z.b. einen Heimautomatisierungsserver habt, der sich ganz speziell nur um Fenster, Türen, Steckdosen usw. kümmern soll, dann möchte man dem ja vielleicht auch von überall aus Anweisungen geben können. Das Mediacenter kann sich auf Video und Ton spezialisieren und der Rechner mit der KI-GPU auf was auch immer der tun soll 🙂 Solange jede Kontrollinstanz auf andere Keywords reagiert, ist das völlig unproblematisch, solange keine der erzeugten Antworten Triggerworte für andere Instanzen enthalten. Ihr seid gewarnt worden!

Als nächstes erstellen wir den Tunnel:

pactl load-module module-tunnel-sink server=tcp:192.168.0.109:4656 source_name=Küche
pactl load-module module-tunnel-source server=tcp:192.168.0.109:4657 source_name=Küche

Und schon ist Euer Tunnel fertig.

Kleiner Tip: auf beiden Seiten des Tunnels muß Wireplumber als Pipewire-Sessionmanager laufen, sonst funktioniert es nicht. Das wurde auf schmerzliche Weise klar, daß es mit dem Pinephone genau deswegen nicht ging. Das Paket „pipewire-pulse“ wäre auch hilfreich.

Und wie spielt man da jetzt Musik ein?

Damit durch den Tunnel Musik gesendet wird, können wir den Tunnel entweder im Pulseaudio-Lautstärkeregler als Ziel der Musikapp auswählen, oder wir verdrahten das auch in der Konsole. Eure Entscheidung!

pw-link qmmp:output_FL „Tunnel to tcp:192.168.0.109:4656/:playback_FL“
pw-link qmmp:output_FR „Tunnel to tcp:192.168.0.109:4656/:playback_FR“

Im Beispiel ist das jetzt für QMMP. Gleicher Befehl mit -d Option entfernt den Link wieder.  Das war es, wenn man das per Hand machen will. Noch einige hilfreiche Befehle:

pactl list short modules
pactl list short sinks
pactl list short sources
pactl unload-module ID

wobei die ID für das Unload bei der Liste als erste Spalte angezeigt wird.

Was macht Carola jetzt alles automatisch?

Da es ja um einen Cluster geht, gehen wir mal davon aus, daß es mehrere Geräte gibt und die nicht immer erreichbar sind. Carola detektiert also automatisch, ob ein Client erreichbar ist, ob der schon im Live-Clustersetup drin ist oder ob der nicht mehr erreichbar ist. Entsprechend dem Ergebnisses wirft sie alle toten Clienten raus und nimmt sie wieder auf, wenn sie wieder da sind. Wegen Update rebooten ist also absolut kein Problem 😉

Sollte Carola selbst neugestartet werden, detektiert sie den Ist-Zustand und hat danach wieder die volle Kontrolle. Die Tunnel brechen also nicht zusammen, wenn man den Assistenten neustartet.

Damit der Ton wirklich an alle Clienten rausgeht und man nicht jede einzelne App immer direkt verdrahten muß, wo Carola ja auch gar nicht weiß, welche überhaupt in die Clusternodes sollen, gibt es zwei „öffentliche“ Sinks: ALLTUNNEL und ALLMICS. Ist denke ich, selbsterklärend. Die Tunnel werden also nicht mit der App, sondern mit ALL* verbunden und die App gibt dann den Ton auf diese Node aus.

Das sieht dann so aus:

jede menge Verbindungen zwischen den Sinks und Sources

Oben das lokale Mikrofon, die Tunnelmikros und das Sammelsink ALLMICS, unten dann das entsprechende Lautsprechersetup. QMMP gibt hier den Ton erst an EASYEFFECTS aus, das leitet den dann an ALLTUNNEL weiter (Links im Bild). Das gesamte Bild paßt leider nicht in den Artikel, dafür ist es zu breit aufgestellt.

Ihr könnt Euch jetzt sicher denken, daß das mit beliebig vielen Tunneln funktioniert. Ich hatte heute mal den Lautsprecher meiner Eltern über einen SSH Tunnel + Pipewiretunnel angebunden und der Ton kam problemlos dort an.

Es kann aber zum Stottereffekt kommen. Das Pinephone leidet auch dadrunter. Was es genau auslöst, kann nur vermutet werden. Pipewire berichtet dann von einem Bufferunderrun, also das nicht genug Daten in den Tunnel geschoben werden konnten, was bedeutet würde, daß das Netz oder das Pine zu lahm waren. I.d.R. regelt sich das aber nach 1-2 Minuten wieder ein. Gerade jetzt habe ich ein Tablet und ein Pinephone drin (sieht man oben) und die laufen beide perfekt.

Ein Wort zu Latenzen

Ihr habt ein Netzwerk zwischen Eurem PC und dem Lautsprecher im Gerät, das geht nicht latenzfrei an der Musik vorbei. Da es sich aber um ein Multi-Room-Setup handelt, wo jedes Gerät in einem eigenen Zimmer steht, ist das nicht dramatisch, da es sich bei Gigabit nur um Millisekunden handelt. Man kann es aber deutlich wahrnehmen, da wir im Gehör nur maximal 4ms ausgleichen können. Also stellt die Geräte einfach nicht nebeneinander, dann ist alles gut 🙂

Dank Pipewires Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Pulseaudio, sind es nur wenig mehr als 4 ms. Beim Wandern durch die Wohnung wird es nicht negativ auffallen.

Was kann man als nächstes erwarten kann

Der nächste Schritt wird dann sein, daß auf Geräte die das unterstützen, ein Videostream gesendet werden kann. Da wäre es natürlich natürlich extrem hilfreich wenn man auch einen Bildschirm dran hätte, der nicht nur die Sperrseite anzeigt.

Auch Apps auf den Endgeräten zu starten, sollte kein Problem darstellen. Mir schwebt da z.b. Netflix vor, was sich ja anbietet. Wenn das Netflixplugin dann z.b. die Anweisung „Carola spiele Netflix Enterprise in der Küche“ bekommt, könnte das den nötigen Befehl an den Cluster übergeben, der das dann an den richtigen Clienten sendet.

Möglich wäre auch, das man ein RTMP Streaming vom PC zum Clienten macht, mit MPV am Ende ist das selbst auf einem Pine 2G kein Problem, wenn die Netzwerkanbindung mitspielt.

Source: PVA@Github
Repo:  https://github.com/Cyborgscode/Personal-Voice-Assistent#how-to-install

Linux am Dienstag – Programm für den 14.3.2023

Linux am Dienstag dreht sich diesmal um Pipewire und wie man damit Ton tunneln kann.

Linux am Dienstag – Programm für den 14.3.2023

am Dienstag, ab 19 Uhr haben wir u.a. im Programm:

    • Vortrag – Pipewire Tunnel (Marius)
    • Vortrag – Carola und Ihr Netflix (Marius)
    • Sicherheit – Lücke in Redis Datenbankservern
    • Datenschutz – 800.000 $ Strafe gegen Discord
    • Biometrie – Zwangsentsperrung via Fingerabdruck in Deutschland
    • Sicherheit – und schon wieder eine Lücke in FortiOS

und andere IT-Newsbeiträge aus aller Welt. Wie jede Woche per Videokonferenz auf https://meet.cloud-foo.de/Linux .Hinweis: Die bisherigen Vorträge findet man unter https://linux-am-dienstag.de/archiv/ .

Linux – Cannot find device „tun0“

Ihr wollt z.B. mit SSH ein VPN und dazu einen Tunnel aufbauen, könnt aber nicht, weil Ihr diese Fehlermeldung bekommt: Cannot find device „tun0“ ? Ja, na dann auf ins neue Netstackventure!

Tunneldevice mit Linux nutzen

Ihr erinnert Euch noch an den Artikel: SSH VPN mit den iproute2 Tools ? Da haben wir ein SSH VPN aus dem Hut gezaubert und mußten dazu mit Tunneln arbeiten. Da hat sich einiges getan, deswegen müssen wir uns leider erneut damit befassen.

Schritt 1 und 2 sind klar, ein TUN Modul laden und Device erzeugen, aber was ist das…?? :

[root@backup ~]# modprobe tun
[root@backup ~]# ip link set tun0 up;
Cannot find device "tun0"

Cannot find device „tun0““ ist ein echter Kopfschmerzenerzeuger, weil so unnötig. Also das Modul „tun“ ist wie der Name nahelegt, für Tunneldevices zuständig. Es sollte eigentlich ein Tunneldevice tun0 erzeugen, tuts aber nicht und mit normalen Fedora Bordmitteln ist das auch nicht so einfach machbar.

Ihr braucht das Paket „tunctl“ ( dnf install tunctl ) und müßt Euch erstmal ein tundevice bauen:

tunctl -t tun0

Wie man sieht, ist das nicht schwer. Jetzt, wo das Gerät persistent gemacht wurde, seht Ihr an der Ausgabe von dem Befehl oben, klappt das dann auch mit dem „ip link set tun0 up“ und Ihr könnt der Anleitung aus SSH VPN mit den iproute2 Tools weiter folgen. Ihr müßt nur dran denken, daß Ihr das auch bei Euch auf dem Client PC macht und nicht nur auf dem Server.

Eine Bewertung, wieso das nicht mehr defaultmäßig bei Fedora dabei ist, verkneif ich mir, es wird merkwürdige Gründe haben 🙂