Pulseaudio, Mumble und der Korken

Wenn man auf einem modernen Audiosystem wie unter Linux, verschiedene Sounds gleichzeitig abspielen will, kann es Konflikte geben, was man definitiv hören will und was nicht. Einige Entwickler haben daher Prioritätsklassen für bestimmte Soundapps implementiert.  Da wären „Games“,“Phones“,“Musik“,“Apps“ und alle anderen 🙂

Den Korken benutzen

Wenn man als VOIP Anwendung z.b. ein Klingel abspielt, dann sollte das Priorität vor der Musik haben, so daß man das auch hören kann, genau wie das resultieren Gespräch. Gleiches kann auch für Gruppenchats wie Teamspeak oder Mumble gelten. Damit das klappt, gibt es das „module-role-cork“ von PulseAudio. Ist das in der /ect/default.pa aktiviert, funktionieren diese Sachen, weil jede Anwendung Ihrem Soundstream die Role mitgibt, die ihm zu kommen sollte.

Wenn man das Module deaktiviert, sind alle Sounds wieder gleichrangig.

… oder doch nicht ?

Mumble, eins der Backbones der modernen Spielewelt, zusammen mit Teamspeak vermutlich das meistbenutzte VOIP Gruppenchattool, hat sich gedacht: Hey, wieso darauf verlassen ? Machen wir doch einfach eine Funktion, die alle anderen Anwendung leiser macht, während jemand redet!

Das kann man in den Mumble Einstellungen einstellen und das sollte aus sein, bis… ja bis ein Update die Konfig schrottet und man plötzlich denkt, daß PulseAudio durchdreht, weil module-role-cork aus ist, es aber doch stattfindet 😀

Wie man es abschaltet

In den erweiterten Einstellungen  -> Audioausgabe die beiden Boxen „Während andere Benutzer sprechen“ und „Während Sie sprechen“ abschalten. Fall gelöst :

Mumble Audioprefs

JackD – Der Störenfried

Völlig überraschend kam heute für mich ein Ausfall des Hauptaudiodevices im Pulseaudio, nämlich das Interne Audio Device vom Mainboard. Das Mainboard ging aber noch und ansonsten gab es auch kaum interessantes zu melden, außer, daß die Programme die Audio benutzen wollten alle im Mixer festhingen.

Was konnte also die Ursache sein ?

In solchen Fällen wird es hilfreich sein,  also-info.sh zu starten und mal einen Blick in die Ausgabe zu werfen. Gedacht, getan:

!!Sound Servers on this system
!!----------------------------

Pulseaudio:
      Installed - Yes (/usr/bin/pulseaudio)
      Running - Yes

Jack:
      Installed - Yes (/usr/bin/jackd)
      Running - Yes

Was zum Geier ist Jack ?

Der Gedanke kam mir zwar nicht, aber wer es nicht weiß, unter Linux Audiosystemen gibt es die großen drei Alsa, Jack und Pulseaudio. Auf Fedorasystemen ist die Kombination aus Alsa und Pulseaudio im Desktopbereich normal. Jack führt eher so ein Nischendasein, was aber einige Tools nicht davon abhält auf Jackkomponenten zuzugreifen z.B. Calf , weswegen es auf einem Desktop durchaus vorhanden ist.

Ok, es war da, aber was hat das mit dem Ausfall zu tun ?

Wie wir oben sehen können, liefen zwei SoundServer und das kann nicht klappen, wenn man nicht jedem der Server sagt, für welches Device er zuständig sein soll. Könnte ja sein, daß man eine SpezialSoundkarte im Einsatz hat mit der man professionell Musik machen will, da könnte das schon Sinn machen, diese von Jack verwalten zu lassen, besonders da Calf auf Jack aufbaut.

Durch ein ungünstiges Zusammenwirken vom „Dicken-Finger-Syndrom“, „Hast“, „Tippfehler“ und „Cinnamon“ wurde versehenlich Calf gestartet, was ich noch nie gesehen hatte und auch nie wieder sehen will, denn es hat einen lausigen ersten Eindruck gemacht 😉 Der Start von Calf führte zum Start von Jack und da Jack dumm wie Stroh zu sein scheint, griff sich der Soundserver die Interne Soundkarte von Mainboard und mein Sound war weg.

Abhilfe schafft …

einfach mit „killall jackd“ als Root töten und danach Calf und Flowblade deinstallieren. Problem solved 😉

PulseAudio 9.0 erschienen

PulseAudio 9 ist da und lang ersehnte Änderungen wurden umgesetzt.

Sampleraten bis zu 384 kHz möglich

Bislang hat PulseAudio die Sampleraten auf 192kHz begrenzt, was ok ist, wenn man Hifi als Standard nimmt. Mit 384 kHz kann man endlich richtig gute FLAC Aufnahmen wiedergeben, wenn die Audiohardware mitmacht. ALSA, die Advanced Linux Sound Architecture, und Grundlage für Audio auf so fast jeder Linux Distro, braucht die 384 KHz, wenn es Mehrkanaldatenströme abspielen will. Die Macher von PulseAudio weisen darauf hin, daß diese MehrKanaldatenströme noch nicht unterstützt werden, die 384 kHz aber die Voraussetzung sind, es später zu tun. Hoffen wir auf das baldige erscheinen.

Vorgehensweise für Auto-Detection verbessert

PA9 verbessert das logische Verhalten vom Mixxer, wenn Wiedergabegeräte im laufenden Betrieb verschwinden, z.b. weil jemand den Kopfhörer rauszieht, den HDMI Monitor ausschaltet usw.
Kommt so ein Device wieder zurück, ohne das der Benutzer in der Zwischenzeit am Mixxer etwas anderes eingestellt hatte, merkt sich PA9 die alten Einstellungen und stellt Sie wieder her, was meint, daß z,B. besagter Kopfhörer wieder reingesteckt wird und die Wiedergabe sofort dahin umgeleitet wird, weil es vorher auch schon so war.

Beamforming

Was ist Beamforming ? 😀 Ok, wenn man ein ganzes Rudel von Mikros hat, kann man die nun auf einen Punkt ausrichten und das, was alle Mikros laut aufnehmen, wird noch lauter, und alles andere wird leiser. Damit kann man z.b. unerwünschte Nebengeräusche dämpfen und die Sprecher auf einem Podium hervorheben. Das fällt wohl unter Studiotechnik und wird ganz sicher hier im Blog nochmal vorgestellt. Ganz sicher 🙂

Corking

PA9 verbessert den Umgang mit Datenströmen die spezielle Rollen haben. Ein Datenstrom von Skype z.b. ist als „Voice“ getaggt und dementsprechend hat er Vorrang z.b. vor Musik, eine lästige Voreinstellung der man üblicherweise den gar ausmacht, sobald man das mal gefunden hat 😉 Jedenfalls kann man mit PA9 auch Ströme ohne besondere Rolle in seine Konfiguration mit einbeziehen.
Jemand der hier Änderungen vornimmt, hat schon sehr spezielle Vorstellungen von seinem Audiosystem.

LFE remixing wieder abgeschaltet

LFE, das sind besonders tiefe Frequenzen für Subwoofer, und da der LFE Filter nicht richtig funktioniert, ist er defaultmäßig in PA9 abgeschaltet, was Euren Subwooferausgang stumm schaltet. Also nicht vergessen: nach dem Update wieder einschalten.

Es gibt noch mehr Änderungen, aber die sind sehr spezielle und für „Benutzer“ wohl eher uninteressant. Wer es nachlesen will, hier ist der Link.

Wann PulseAudio 9 in Fedora einziehen wird, werden wir sehen.