Wie heute bekannt wurde, gibt es schon wieder einen Remote-Root-Exploit im Exim-Mailserver: CVE-2019-15846 . Das wäre jetzt schon die dritte krasse Sicherheitslücke im Exim in diesem Jahr. Ich mag ja Exim sehr gern, aber die Pille ist schon irgendwie bitter, IMHO.
Das Kurz-Interview zum Thema mit einem der Exim-Verantwortlichen findet Ihr unten.
„A local or remote attacker can execute programs with root privileges.“
Alle Versionen bis einschließlich 4.92.1 sind laut Vorabmeldung davon betroffen. Derzeit gibt es für die Lücke noch keinen funktionierenden Exploit, aber da es schon einen Proof-of-Concept gibt, kann das nicht lange dauern, bis es einen Exploit in der Wildnis geben wird.
Mehr Details mochte man uns noch nicht anvertrauen, aber Freitag um 12 Uhr gibt es mehr Infos. Ist wie bei einer Pressekonferenz, wenn die Polizei mehr zu den aktuellen Erkenntnissen eines Falls rausrückt 😉
Gefixt ist das Problem in Version 4.92.2. Ich werde Euch mitteilen, wenn die Pakete im Koji auftauchen, da ich die natürlich testen werde 😉
Hier ein Auszug aus der Originalmeldung:
Version: up to and including 4.92.1 Issue: A local or remote attacker can execute programs with root privileges. Details: Will be made public at CRD. Currently there is no known exploit, but a rudimentary POC exists. Coordinated Release Date (CRD) for Exim 4.92.2: 2019-09-06 10:00 UTC
Ein Kurzinterview mit einem der Exim Entwickler
Ich habe kurzentschlossen Heiko Schlittermann ein paar Fragen zum Thema gestellt, die er mir freundlicherweise spontan beantwortet hat. Heiko hatte heute morgen auch die Head-Ups-Mail an die Eximliste geschrieben, steckt also voll im Thema drin:
Kommen die diesjährigen Schwachstellen aus Projekten, die den Code von Exim extra auditiert haben, oder sind es eher voneinander unabhängige Reporter?
Sowohl als auch. CVE-2019-10149 (Juni) wurde uns von einer Security-Firma gemeldet. Ich vermute, daß die im Auftrag eines Kunden Auditing gemacht haben. Dieses CVE betraf streng genommen uns nicht, weil die aktuelle Version den Bug nicht mehr drin hatte (wurde unbeabsichtigt beseitigt).
CVE-2019-13917 (Juli) war „Selbstanzeige“. Es ist einem der Entwickler aufgefallen, nachdem er nach CVE-2019-10149 begonnen hat, den Code so umzubauen, daß er „tainted data“ besser erkennt.
CVE-2019-15846 (September) wurde uns von einem User als Bug reported, daraufhin haben wir die o.g. Security-Firma beauftragt, das Potential dieses Problems zu untersuchen. Haben sie. Daher wurde es ein CVE. Sie fanden noch zwei weitere verdächtige Sachen, die wir aber mit ihnen klären konnten und es sind jetzt einfach nur Bugs, die sich nicht ausnutzen lassen. (Sind im „master“ schon gefixt.)
2. Drei schwere Lücken in wenigen Monaten Abstand, erschüttert das nicht das generelle Vertrauen in so ein Produkt?
Das Gespräch hatte ich auch eben mit meinem Kollegen. Wie ist die kritische Schwachstellendichte? Zu wenige: könnte bedeuten, da kümmert sich niemand, zu viele: könnte bedeuten, die Software ist Schrott. Mein Vertrauen erschüttert es nicht. Aber ich bin nicht objektiv, denn ich bin ja involviert. Natürlich führen diese Schwachstellen auch bei den Entwicklern zum Denken – sie oben, in Reaktion auf -1049 wurde „tainted data“ eingeführt. Gut möglich, daß weitere Änderungen folgen.
3. Ist für das Jahr noch mehr zu erwarten? (Dann muß ich ein neues Rezept gegen Bluthochdruck besorgen 😉 )
Wenn wir das wüssten, würden wir es gleich mit erledigen. Kannst ja präventiv eins besorgen, vielleicht verwendest Du ja noch andere Produkte. Die Summe allen Elends ist konstant 🙂
4. Was waren in den letzten Jahren die bisherigen Security-Nightmare-Highlights bei Exim?
Die uns bekannten sind als CVE veröffentlicht: http://www.exim.org/static/doc/security/ Ich denke, diese Liste müsste vollständig sein. Wenn nicht, dann gib Bescheid, ich kümmere mich drum.
Danke für das Gespräch.