PulseAudio möchte Defaultdevice nicht ändern

Stellt Euch mal vor, Euer neuer Desktop-PC finden den HDMI Monitor mit Soundmodul vor dem dem Mainboard und alle Apps möchten immer dort Ihren Ton ausgeben…

PulseAudio möchte Defaultdevice nicht ändern

Da man das verständlicherweise nicht möchte, weil die Lautsprecher am Mainboard dran sind, würde man erwarten, daß man PulseAudio sagen kann, welches denn das Defaultgerät für die Soundausgabe ist. Das kann man tatsächlich, genauso machen:

$ pacmd list-sinks | grep -i name:
name: <alsa_output.pci-0000_04_00.1.hdmi-stereo-extra1>
name: <upnp>
name: <combined>
name: <alsa_output.pci-0000_0a_00.4.analog-stereo>

Eine genauere Info gibt es mit „pacmd list-sinks | grep -i name“ (ohne den Doppelpunkt ).

Nun geben wir das gewünschte Geräte einfach via pactl an:

$ pactl set-default-sink alsa_output.pci-0000_0a_00.4.analog-stereo

Oft funktioniert das, aber was, wenn nicht?

Da gibt es eine einfache Lösung via ALSA, der Advanced Linux Sound Architecture, die die Basis für jedweden Linuxton bildet. Zunächst müssen wir feststellen, welche Soundkarten gefunden werden:

$ cat /proc/asound/cards
0 [NVidia ]: HDA-Intel – HDA NVidia
          HDA NVidia at 0xfc080000 irq 38
1 [Generic ]: HDA-Intel – HD-Audio Generic
           HD-Audio Generic at 0xfc700000 irq 97
2 [C925e ]: USB-Audio – Logitech Webcam C925e
          Logitech Webcam C925e at usb-0000:0a:00.3-2.2, high speed

Ihr seht die Zahlen vor den Namen? Die brauchen wir um in der /etc/asound.conf die Defaults einzustellen:

$ cat /etc/asound.conf
#
# Place your global alsa-lib configuration here…
#

defaults.pcm.card 1
defaults.ctl.card 1

Danach müssen wir nur noch PulseAudio neustarten:

$ systemctl restart –user pulseaudio
$ systemctl restart –user pulseaudio

Nicht über die beiden Restarts wundern, einfach machen 😉 Es könnte auch schon beim ersten klappen, aber einige PulseAudio Module machen beim ersten Restart erfahrungsgemäß Probleme, daher einfach 2x machen 😀

Jetzt sollte Eurer Ton auf der Soundkarte Eures Vertrauens zuhören sein 😀

 

LAHA und die Latenzfalle

Kleines Update zu LAHA, dem Multiroom Sound und PulseAudio.

Stand der Dinge

Wie man es drehen und wenden will, die fertigen Tools zum Abspielen von PCM Sound haben alle irgendeine Macke.

PAPLAY benutzt PulseAudio. Das ist praktisch ein Todesurteil für eine stabile Latenz.
APLAY   benutzt Alsa, das defaultmäßig … PulseAudio benutzt. Siehe erstens 🙂
*JACK*  nun Jack möchte gern alleine tätig sein, ohne Konkurrenz. Fällt auch aus.

Da APLAY und PAPLAY per Default einen PA Stream zum Abspielen benutzen, haben beide in der Form das gleiche Problem: Die Audiolatenz des Playstreams steigt mit der Zeit an. d.b. alle anderen Geräte müßten mitwandern. Blöd nur, das Androids gar keine Latenzwanderung haben und selbst wenn Sie es hätten, wäre das eine blödsinnige Lösung. Jetzt fragt Ihr Euch natürlich: was labbert der da? Da muß man jetzt weiiiiiit ausholen.

Also, wenn man mit PAPLAY Sound ausgibt, geht PAPLAY zum PAServer und sagt dem, das DER eine Latenz wählen soll. Das macht der dann auch, nachdem die ersten Daten geflossen sind und die pegelt sich mit 16Bit Stereo und 48000″hz“ bei rund 1,9s ein. Richtig gelesen 1,9 Sekunden. Nach 40 Minuten sind wir bei knappen 5 Sekunden, wenns dumm läuft. Wenns gut läuft bei 2,4s . Das entscheidet PA selbst, ich nehme an, nach internen Fehlberechnungen aller gestarteten, gestoppten, bewegten etc. Streams die auf dem System drauf sind. Ich hab es noch nicht im Source gefunden. Es ist eigentlich das Ziel eines Audioservers die Latenz niedrig zu halten, aus irgendeinem Grund, ist dem PA-Latenzalgorithmus das egal.

Wenn man jetzt denkt, daß der Befehl ja eine OPTION für die gewünschte Latenz hat und sich schon freut, daß die dann ja als Ziel eingehalten wird .. ähm ja, also wie soll ich das Schreiben ohne verklagt zu werden??? Lieber nicht, hier ein Beispiel: 500ms angegeben, Latenz beginnt bei 320ms und wandert pö-â-pö so Richtung 500ms, durchbricht den Median, und verschwindet alsbald jenseits von Gut und Böse im Sekundenbereich.

Wenn man auf die glorreiche Idee kommt, da das anzugeben, was der Algo vorher selbst ausgerechnet hat, dann bekommt man nicht 1,9s , nö, mehr so 1s+- und dann kommt das gleiche Spiel wie vorher bei 500ms.
Ja, man könnte jetzt die PAPLAY-Routine kapern, den anderen Geräten die Latenzen mitteilen und denen somit zu einem Sync verhelfen. ABER.. die Latenz wird ja immer größer, was bedeutet, daß bei jedem neuen Sync mehr Zeit vergeht, bis man was hört. Also auch mal 5 Sekunden schwarzes nichts. Das ist hochgradig Inakzeptabel.

Bugreports sind raus, werden nicht helfen, weil (C) endet 2006 . Sieht nicht so aus, als wenn da wer dran arbeitet.

Kommen wir zu ALSA

APLAY kann ALSA-Devices direkt ansprechen. Warum nutzen wir dann nicht APLAY, statt PAPLAY ? Gesagt, getan. Versuchts mal, viel Glück dabei. Das geht mit etwas Glück genau einmal und auch nur auf einem Device, aus das PA grade nichts ausgibt. Ist auch klar, weil PA ja ALSA als Unterbau hat. Wir erinnern uns, daß PAPLAY 1,9s Latenz hatte. APLAY, wenn man ein Device findet, das geht, hat 0ms und das Startdelay ist nicht ganz so funktional, wie sich APLAY das wünscht aka. auch buggy. ABER, 0ms sind cool, weil Android auch 0ms haben kann, ohne dabei drauf zu gehen. Der Lesezugriff für Netzwerkdaten für „16 Bit Stereo 48k“ auf einem Android liegt bei 1ms. d.b. nimmt man ALSA als Player und bekommt das Device frei, hat man eine echt geile Latenz von 1-2ms und das hört man nicht!

Der Resync

Jetzt gibt es allerlei Hürden, die man umschiffen muß. Androids fliegt das eigene Multitasking um die Ohren, da fängt der Ton dann an zu stottern. Vorwarnung : keine. Gegenmaßnahmen: derzeit unbekannt.Das funktioniert auf dem Desktop etwas besser.

Bei 0ms Latenz ist der Resync instant, da könnte man versucht sein, einfach pauschal alle paar Sekunden mal helfend durch einen Socket.close();Socket.connect() einzugreifen. Könnte klappen, muß nicht.Ist aber eine Option, wenn der Wiedergabetask das nicht merkt. Geheimtip: Vorsicht vor doppelten Daten im AudioBuffer. Vergleicht mal, ob Ihr nach dem connect()+read() einen Teil davon schon habt und schmeißt den raus.

LAHA

Unser ControllCenter steuert jetzt bereits beliebig viele Devices, kann Audiostreams von laufenden Apps kapern, z.b. MPV, FireFox etc. , hat diverse Backends zum Abspielen auf dem Desktop, könnte verschiedene Musikplayer als Quelle nutzen und damit auch Last.FM, Spotify etc. realisieren. Er verschiebt Metadaten, findet neue Geräte im Netz, erlaubt Endgeräten mit Screen ihn fernzusteuern und hat bereits erfolgreich ein Handy als Drahtloskopfhörer für Videos laufen gehabt. Dank MPVs negativer Latenz und der frei einstellbaren Endgeräte Latenz, kann man alles perfekt ausrichten 🙂

Wir sind also auf dem richtigen Weg. Ob das allerdings vor Weihnachten 100% zuverlässig läuft, kann ich nicht garantieren. Trotz des ganzen Frustes mit den Bugs der Anderen, hat das Projekt endlich mal wieder Spaß beim Programmieren beschert. Und das ist doch, weswegen man es tut, oder nicht 😀

JackD – Der Störenfried

Völlig überraschend kam heute für mich ein Ausfall des Hauptaudiodevices im Pulseaudio, nämlich das Interne Audio Device vom Mainboard. Das Mainboard ging aber noch und ansonsten gab es auch kaum interessantes zu melden, außer, daß die Programme die Audio benutzen wollten alle im Mixer festhingen.

Was konnte also die Ursache sein ?

In solchen Fällen wird es hilfreich sein,  also-info.sh zu starten und mal einen Blick in die Ausgabe zu werfen. Gedacht, getan:

!!Sound Servers on this system
!!----------------------------

Pulseaudio:
      Installed - Yes (/usr/bin/pulseaudio)
      Running - Yes

Jack:
      Installed - Yes (/usr/bin/jackd)
      Running - Yes

Was zum Geier ist Jack ?

Der Gedanke kam mir zwar nicht, aber wer es nicht weiß, unter Linux Audiosystemen gibt es die großen drei Alsa, Jack und Pulseaudio. Auf Fedorasystemen ist die Kombination aus Alsa und Pulseaudio im Desktopbereich normal. Jack führt eher so ein Nischendasein, was aber einige Tools nicht davon abhält auf Jackkomponenten zuzugreifen z.B. Calf , weswegen es auf einem Desktop durchaus vorhanden ist.

Ok, es war da, aber was hat das mit dem Ausfall zu tun ?

Wie wir oben sehen können, liefen zwei SoundServer und das kann nicht klappen, wenn man nicht jedem der Server sagt, für welches Device er zuständig sein soll. Könnte ja sein, daß man eine SpezialSoundkarte im Einsatz hat mit der man professionell Musik machen will, da könnte das schon Sinn machen, diese von Jack verwalten zu lassen, besonders da Calf auf Jack aufbaut.

Durch ein ungünstiges Zusammenwirken vom „Dicken-Finger-Syndrom“, „Hast“, „Tippfehler“ und „Cinnamon“ wurde versehenlich Calf gestartet, was ich noch nie gesehen hatte und auch nie wieder sehen will, denn es hat einen lausigen ersten Eindruck gemacht 😉 Der Start von Calf führte zum Start von Jack und da Jack dumm wie Stroh zu sein scheint, griff sich der Soundserver die Interne Soundkarte von Mainboard und mein Sound war weg.

Abhilfe schafft …

einfach mit „killall jackd“ als Root töten und danach Calf und Flowblade deinstallieren. Problem solved 😉