Moin, Moin,
vermisst Ihr genaue Zahlen zum Ausbruch in NRW? Ich auch, daher habe ich beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW, bei Herrn Prof. Streek im Institut und dem RKI angefragt, ob wir da mal welche bekommen können.
!Update unten!
Hintergrund ist die Frage:
Haben wir noch so viele schwere Erkrankte wie zu Hochzeiten im März, April, oder sind es vornehmlich Infizierte?
Das wäre wichtig um die Folgen einer Lockerung abzuschätzen.
Szenario 1: Der Virusstamm ist nicht mutiert
Wir haben prozentual genauso viele schwer Erkrankte wie im März & April, dann wären viele Beschränkungen weiterhin vertretbar. Nicht die Masken, aber Reise und Versammlungsbeschränkungen wären noch akzeptabel.
Szenario 2: Der Virusstamm ist „gefährlicher“ mutiert
Wir haben viele Infizierte, und mehr schwer Erkrankte, als im März & April. Dies wäre sehr gefährlich und bedürfte durchaus härter Maßnahmen, als Szenario 1, da die Sterberate hier höher liegen würde.
Szenario 3: Der Virusstamm ist „milder“ mutiert
Wir haben zwar viele Infizierte, aber kaum schwer Erkrankte, dann wären viele Beschränkungen aufzuheben, weil sie sinnlos geworden wären.
Szenario 4: Viele Tests, vielleicht sogar viele Treffer, aber keine ernsthaft Erkrankten mehr
Das wäre die beste Mitteilung, da könnte man tatsächlich endlich mal zur Tagesordnung übergehen.
Warum muß man da erst nachfragen?
Gute Frage, in der Pressemitteilung des MAGS.NRW steht leider nur folgendes drin:
Die Ergebnisse der mit knapp 40.000 Personen seit Ausbruch der Corona-Pandemie bundesweit größten Testungen und die Entwicklung der Inzidenzzahlen bestätigen unser Handeln und zeigen, dass unsere differenzierten Entscheidungen richtig waren.
Problem: 0 relevante Zahlen.
Ich denke, als Betroffener Einwohner in dem Landkreis, hätte man ein Recht darauf genaue Zahlen zu bekommen, um für sich selbst zu entscheiden, wie schlimm die Lage wirklich ist. Es kann ja auch Leute geben, die nicht nur einer Risikogruppe angehören und sich daher besonders schützen müßten.
Auf der anderen Seite könnten niedrige Erkrankten Zahlen diese und andere Menschen auch beruhigen. Was aber gar nicht hilft sind gar keine Zahlen. Die spielen nur der Alu-Hut Fraktion in die Karten.
Wer hat, darf gerne verifizierte Zahlen mailen.
Die Grafiken
Die aktuellen Grafiken für Euch dürfen natürlich nicht fehlen, bitte schön: Wie immer gilt, die Zahlen sind vom RKI, die Grafik von mir.
Wie man jetzt sehen schön kann ist, daß sich Leute trotz Maskenpflicht anstecken und das bedeutet IMHO, daß die Ansteckungen nicht dort stattfinden, wo Maskenpflicht ist und das sind Orte, wo Menschen dicht auf dicht zusammen sind.
War das zu erwarten?
Ja, weil ganz am Anfang der Krise gab es doch die Risikostudie der Bundesregierung und im gleichen Zuge ging damals einen südkoreanische Bericht zu einem Großraumbüro im Callcenter: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/coronavirus-buero-ansteckung-suedkorea-1.4891701
Daraus folgt vereinfacht:
Abstand halten ist der effektivste Schutz und den kannst Du in einem normalen Betrieb vermutlich nicht einhalten.
Schlußfolgerung: Wenn irgendwo -> vernünftige <- Masken sinnvoll wären, dann dort.
Update – Zahlen kommen
Die Uniklinik in Bonn war so frei und hat mit einem Quellentip ausgeholfen. Danke nach Bonn dafür!
„40.000 Getestete, 2.286 laborbestätigte Coronainfektionen, 1500 zu Hause in Quarantäne, 34 Patienten im Krankenhaus, davon 8 Personen auf Intensiv und seit dem 1.1. sind insgesamt 21 Menschen gestorben.“ Quelle: Presseamt Kreis Gütersloh Stand 28.6.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, sind das 1,05% der Infizierten, die „schwer“ erkrankt sind. Das sind echt gute Zahlen, nicht für die Betroffenen natürlich, sondern im übergeordneten Kontext. 23,5% der schwer erkrankten Patienten sind auf Intensiv, das liegt bei Lungenentzündung im zu erwartenden Rahmen. Statistisch gesehen, werden von den 8 leider 2 versterben.
Leider weiß ich zu wenig, wie die 40.000 Getesteten zusammengesetzt sind, um Aussagen über die Dunkelziffer abzuleiten. Komisch ist auch, daß nicht alle in Quarantäne kommen, die man positiv getestet hat. Da braucht es wirklich mehr Details.
Was ich aber gerade nochmal gesehen habe, an jeder Form der Grippe zusammengerechnet sterben 1% von 100k Einwohner der Infizierten. Nehmen wir mal die Zahlen aus Gütersloh als absolut richtig an, was sie nicht sind, dann ergäbe sich daraus, daß derzeit 0,085% der getesteten Gruppe(stellvertretend für Einwohner) überhaupt so schwer erkrankt sind, daß ein Versterben zu befürchten wäre. Das, würden alle sterben, würde bedeuteten, daß der Virus eine niedrigere Mortabilitätsrate aufweisst, als die gemeine saisonale Grippewelle. Wenn das so hinkommt, ist das Szenario 3!
[Hinweis: Grippe ist eine tödliche Krankheit, die sich aus (jetzt) 19 bekannten Viren und ca. 20 Bakterien zusammensetzt. Jedes Jahr sterben ca. 20.000 Menschen in Deutschland an dieser Atemwegserkrankung, ohne eine Welle, mit Welle können es leicht doppelt so viele sein. Warum zieht man diese zum Vergleich heran? Da die Verbreitungswege, die Sterberaten und die Verlaufsmuster bis hin zu Lungenentzündung bekannt sind und jeder Mensch dieses Risiko seit Jahren bereits einschätzt. Coronaviren sind nur einige der Akteure im Feld. Dennoch, jeder Virenstamm hat seinen eigenen individuellen Krankheitsverlauf.]