CoronaChroniken: Zahlen lügen nicht – Teil 3

Liebe Kasernierte,

heute gab es einen Pressevorfall, der schon an Fakenews grenzt. Es geht um die angebliche Übersterblichkeit in Deutschland. (Alle die wegen IT hier sind, scrollt mal runter zum nächsten Artikel)

CoronaChroniken: Zahlen lügen nicht – die Nicht-Übersterblichkeit

Die Webseite Spektrum.de des Spektrum-Verlags präsentierte jüngst folgende These: „Übersterblichkeit »vergleichsweise gering«“

Der ganze Artikel ist hier erreichbar, aber absichtlich nicht verlinkt, um die nicht auch noch zu belohnen:  https://www.spektrum.de/news/uebersterblichkeit-vergleichsweise-gering/1735480 )

Die Grundaussage ist: Es gab im April eine leichte Übersterblichkeit und im Vergleich z.B. zu Frankreich wäre das ja nur vergleichsweise gering ausgefallen.

Da sich der Artikel auf das Bundesamt für Statistik beruft, sollten wir doch mal deren Meinung im Originalbild und „Ton“ vergleichen:

(C) Bundesamt für Statistik Stand 22.5.2020

Erklärung: die rote Linie ist der Sterbeverlauf 2020, die blau gestrichelte Linie ist der Durchschnitt 2016-2019 und die grauen Linien sind die beiden letzten Jahre.

Was sehen wir da?

Das im Jahr 2018 in Kalenderwoche 10 ( KW10 ) ~7.000 Menschen mehr gestorben sind als in 2020. In 2020 sind sogar unterdurchschnittlich wenige Menschen gestorben, erkennt man daran, daß die Kurve unter dem gepunkteten Verlauf entlang zieht. In ca. KW 15 fällt der Durchschnitt dann stark ab (Ende der Grippewelle 2-3 Wochen vorher) und die Sterberate in Deutschland steigt in 2020 dagegen leicht an.

Da sind dann ca. 900 Menschen in einer ganzen Woche mehr gestorben, als im Vergleich zu letzten großen Grippewelle 2018. (Kleiner Tip: https://www.destatis.de/ besuchen, die Grafik ist interaktiv und zeigt bei jedem Punkt die nativen Zahlen direkt an.) Am Tag sind das 128 Menschen, oder 5,12% mehr als „normal“. Das sind pro Tag 0,00015418% der Bevölkerung (83Mio).

Was schreibt das Bundesamt dazu?

Um die Frage zu beantworten, ob COVID-19 zu einer Übersterblichkeit führt, beobachten wir anhand einer Sonderauswertung die vorläufigen Sterbefallzahlen in Deutschland. Im Moment sind die Zahlen bis zum 19. April 2020 darstellbar. Im März 2020 mit insgesamt mindestens 86 400 Sterbefällen ist bei einer monatsweisen Betrachtung kein auffälliger Anstieg der Sterbefallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren erkennbar. Seit der letzten Märzwoche liegen die Zahlen allerdings über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.

Quelle: https://www.destatis.de

Es liegt leicht über dem Durchschnitt der letzten 3 Jahre, aber noch im Toleranzbereich der Normalkurve (95% Regel). Diese Kurven haben zwar ein relativ ähnlichen Verlauf jedes Jahr, aber das am Tag 2500 Menschen Sterben, ist natürlich auch nur wieder ein Mittelwert/Durchschnitt. Hätte es einen Flugzeugabsturz gegeben, wären an einem Tag eben auch mal deutlich mehr als 2500 gestorben, die Kurve hätte einen Ausreißer gehabt und das wärs dann auch schon gewesen. Es sterben eben doch nicht jeden Tag gleich viele Menschen.

Argumentieren wir mal wie die Gegenseite

„Die Kurve liegt über dem Durchschnitt, also hatten wir eine Übersterblichkeit“ Stimmt technisch natürlich, aber was war eigentlich in KW 8 – KW 13 los? Da lag doch unsere 2020 Kurve deutlich unter dem Durchschnitt oder? War das nicht eine Untersterblichkeit? Ja, war es, wenn man das mit zwei extrem Grippejahren vergleicht sowieso.

Fakt ist, daß aufgrund der erhöhten Vorsicht, der Mahnungen im Fernsehen, der Isolation der Risikogruppen, sprich der Angst des Individuums am „Killervirus“ zu versterben,  weniger Menschen Kontakt hatten und damit natürlich weniger Neuinfektion mit allen anderen Viren da draußen stattgefunden haben, was zu weniger Sterbefällen bei den Risikogruppen geführt hat. Da sich die Natur von uns nicht verarschen lässt, starben diese geschützten Menschen dann halt etwas später, an ihren Resterkrankungen.

Schauen wir uns mal Frankreich an, da kann man das derzeit hervorragend sehen:

(C) Euromomo.eu Woche 19

Es mag uns nicht gefallen, aber der Virus macht seinen Job und rafft gehäuft die Alten und Schwachen dahin. Die sind ab Woche 17 in Frankreich nicht nochmal gestorben, ergo sterben jetzt weniger als „Normal“. Auf Frankreich bezogen sogar „deutlich“ weniger als normal wäre.

Die Auflösung ist ganz einfach:

Der Virus hat die Sterberaten von Menschen in Frankreich, die ohne den Virusinfekt nicht gleich gestorben wären, im Datum nach vorn verlegt. Wir in Deutschland haben das Sterbedatum von Menschen durch die Isolation für viele Menschen nach hinten verlegt. Als Folge werden wir im ganzen Jahr eine leichte Erhöhung des Sterbeschnitts sehen, bis alle die verstorben sind, die bereits an der Viruswelle hätten versterben sollen.

Können wir jetzt bitte endlich zurück zum Alltag übergehen, dieser Virus ist in seiner Auswirkung auf die Gesellschaft nicht anders als andere Viren auch. Er mag ja andere schwere Verläufe hervorrufen als bislang bekannte Viren, aber ansonsten ist an dem Virus nichts besonderes, außer wir machen was besonderes daraus.