Da ich ja nicht mehr allzuviel Spams in meinem Postfach zu sehen bekomme, um nicht zu sagen, gar keine mehr, wird es mal wieder Zeit auf den Stand der Spammails einzugehen. Der ist noch immer so gruselig wie vor Jahren, in meinen alten Beiträgen zur Spamanalyse:
Heute ist es die Postbank, morgen schon …
Virus per Online-Einschreiben
oder Mailserver mit der eigenen Addresse täuschen
…und noch ein paar andere…
Diesmal soll es um die „ING-DiBa Kontosicherheit“ gehen, die mir etwas mitteilen wollte, aber dazu nicht in der Lage war 🙂
Schauen wir uns zunächst mal die Header an, es sofort auf, daß die Email VON und AN die gleiche Adresse geht :
Received: from localhost.localdomain ([91.45.174.108]) by mrelayeu.kundenserver.de (mreue103 [212.227.15.183]) with ESMTPSA (Nemesis) id 0MalH0-1dUPAp17kI-00KN3S for <SPAMTRAP>; Sat, 27 May 2017 01:32:58 +0200 Date: Sun, 28 May 2017 07:05:41 +0300 To: SPAMTRAP From: ING-DiBa Kontosicherheit <SPAMTRAP> Message-ID: <27f454376ba4bd7add8932a946d4e5d1d3e58@localhost.localdomain> X-Mailer: PHPMailer 5.2.16 (https://github.com/PHPMailer/PHPMailer)
Besonders deutlich als Spam, outet natürlich der 1und1 Server diese Spam 😉 PHPMailer ist derzeit sehr beliebt was die Spammer betrifft, da er brav auf jedem gehackten PHPfähigen Server läuft.
Unser Spamassassin hat die Email dann aus einander genommen und mir einen bis dahin völlig unbekannten Spam-Tag gezeigt :
Inhaltsanalyse im Detail: (4.7 Punkte, 5.0 benötigt)
Pkte Regelname Beschreibung
---- ---------------------- --------------------------------------------------
-0.0 RP_MATCHES_RCVD Envelope sender domain matches handover relay domain
1.2 DATE_IN_FUTURE_24_48 Absendezeit 24 bis 48 Stunden nach Datum in "Received"-Kopfzeilen
-0.0 SPF_PASS SPF: Senderechner entspricht SPF-Datensatz
0.0 FREEMAIL_FROM Sender email is commonly abused enduser mail provider (<SPAMTRAP>)
-0.7 RCVD_IN_DNSWL_LOW RBL: Sender listed at http://www.dnswl.org/, low trust [212.227.17.12 listed in list.dnswl.org]
0.0 HTML_MESSAGE BODY: Nachricht enthält HTML
1.1 MIME_HTML_ONLY BODY: MIME-Nachricht besteht nur aus HTML
-0.0 RCVD_IN_MSPIKE_H3 RBL: Good reputation (+3) [212.227.17.12 listed in wl.mailspike.net]
-0.0 RCVD_IN_MSPIKE_WL Mailspike good senders
0.0 TVD_SPACE_RATIO No description available.
3.1 STYLE_GIBBERISH Nonsense in HTML <STYLE> tag
0.0 T_REMOTE_IMAGE Message contains an external image
Subject: =?ISO-8859-15?B?WnUgSWhyZXIgU2ljaGVyaGVpdCAoUmVmZXJlbnpudW1tZXI6IA==?=i3qwx34018)
Dieser Style-Gibbrish sieht so aus :
<style> 1mvv1ze1aa0-phchyg0i2au-msrxtcsjntv-i7p2jrrrb1-0jm77ygif69 9ucup9rjk91-jbw5456n89t-2jxyjwxfrpc-zguxavahkm-8ffe0zh5det k2m2e4qk3nh-g1kgfuhzkg1-8yxrh55b2dn-gzse9g9wpzh-9vmxwgz6t wjicrmr2ss7-gokyjkdjrk7-cmnjgh3p847-qhogebh5cvm-3roisw1p4o 72xpjo0uoxj-4ncqa1qavne-9ticuweosja-cv6s8vq5n53-bex9y2a7iu7 ...
Und dient dazu, die Email zu individualisieren, damit Checksummen vom immer „gleichen“ Inhalt, halt nicht immer gleich sind 😉 Das scheint ein neues Phänomen zu sein, da ich das erst bei zwei Spams in den letzten Wochen hatte.
Die übliche Schrott-URL „http://d9n0b3c8n7m2c0.hopto_org/TN7e5/wE2Yb_html?“ zur gehackten Webpräsenz mit Trojaner, Fake Webseite der Bank usw. darf natürlich auch nicht fehlen. (damit keiner drauf drückt, wurde der Link verändert ).
Der Schrott im Styleheader der HTML Mail, funktioniert deswegen, weil er am Ende des Dokuments steht und keinen SchlußTag hat, damit wird er von der Renderengine ignoriert, und selbst wenn er interpretiert würde, würde die CSS Engine, daß einfach als Error überspringen. Ergo, der Umleitung steht nichts mehr im Weg.
Wenn man sich die Mail so ansehen würde, erschiene im Mailprogramm übrigens nur ein Bild mit einem Link drüber, ob man da das Logo sieht, oder ob das schon ein Angriff auf die (PNG|JPEG|GIF|SVG) Renderengine des OS sein wird, wer weiß, am besten nicht nachsehen 😉
Wie immer : Weg mit dem Dreck – > Ab in die Tonne!
Jetzt diggen wir mal etwas tiefer und das auch der Grund, wieso das über das OSBN geht, denn LINUX ist im Spiel 🙂
Wenn man die URL’s aufruft, kommt der Grund für den Hack recht schnell ans Licht :
HTTP/1.1 200 OK
Date: Sat, 27 May 2017 07:19:37 GMT
Server: Apache/2.4.7 (Ubuntu)
X-Powered-By: PHP/5.5.9-1ubuntu4.14
- Ubuntu ist kein Server-OS .. Merken!
- komplett veraltete Version von Serverdiensten bedürfen nicht mal eines ZeroDays ala #SambaCry
Das ist ein aktueller Apache : httpd-2.4.25 und das ein aktuelles PHP : php71-php-cli-7.1.5-1
Merke: Hosting den Profis überlassen!
Folgt man der Spur durchs Netz kommt man über den javascript-Refresh in der aufgerufenen Webseite:
window.location = 'http://e0m7b93c5l7s9.o2l9j5d8a0f4c1.dynu.net/5lrHbq9Z /c.php?click=yes&acc=yes&data=r5KHCKorFo&e=' + email;
Zu dieser Seite : lwcp23.mooo.com
$ host e0m7b93c5l7s9.o2l9j5d8a0f4c1.dynu.net e0m7b93c5l7s9.o2l9j5d8a0f4c1.dynu.net is an alias for lwcp23.mooo.com. lwcp23.mooo.com has address 54.208.245.114
einer gehackten Amazon Instanz. EC2 rulz halt 😀 und das ist jetzt schon wieder witzig, weil genau der gleiche uralte Webserver dort läuft:
Server: Apache/2.4.7 (Ubuntu) X-Powered-By: PHP/5.5.9-1ubuntu4.14
gibt es da vielleicht einen Grund für ??? JA :
$ host d9n0b3c8n7m2c0.hopto.org d9n0b3c8n7m2c0.hopto.org is an alias for lwcp23.mooo.com. lwcp23.mooo.com has address 54.208.245.114
Es ist der gleiche Server, nur mit anderer Web-Adresse, da fragt man sich dann, ob die Spammer einfach nur zu blöde sind, es gleich ohne Umleitung richtig zu machen, oder unterwegs noch mehr passiert als man zunächst sieht.
Ein kurzer Portscan zeigt uns über den Server zunächst nichts interessantes außer Port 8443 in Betrieb.
Completed SYN Stealth Scan at 09:35, 7.96s elapsed (1000 total ports) Nmap scan report for ec2-54-208-245-114.compute-1.amazonaws.com (54.208.245.114) Host is up (0.12s latency). Not shown: 996 filtered ports PORT STATE SERVICE 22/tcp open ssh 80/tcp open http 443/tcp closed https 8443/tcp open https-alt
Jetzt habe ich gedacht, es gäbe keinen Witz mehr bei der Analyse, aber so kann man sich irren :
$ curl -i --insecure https://54.208.245.114:8443
HTTP/1.1 302 Found
Server: Apache-Coyote/1.1
Cache-Control: no-cache, no-store, max-age=0, must-revalidate
Pragma: no-cache
Expires: 0
Strict-Transport-Security: max-age=31536000 ; includeSubDomains
X-XSS-Protection: 1; mode=block
X-Frame-Options: DENY
X-Content-Type-Options: nosniff
Set-Cookie: JSESSIONID=F368A79640EEBD34D3CF5F19E5A95A3B; Path=/; Secure; HttpOnly
Location: https://infield-demo.cellebrite.com:8444/cas/login?service=https%3A%2F%2Finfield-demo.cellebrite.com%3A8443%2Fj_spring_cas_security_check
Content-Length: 0
Date: Sat, 27 May 2017 07:37:16 GMT
Wenn man jetzt nach dieser URL googelt, kommt u.a. das hier :
Cellebrite - Mobile Forensics Webinars
Cellebrite's Mobile Forensics solutions enable forensic professionals worldwide to ... UFED Physical Analyzer LIVE-Produktdemo: Beschleunigen Sie Ihre ...
Wer es nicht weiß, „Forensics“ ist die Analyse von Computern, wenn in die eingebrochen wurde oder die zum Einbruch benutzt wurden(oder für Kinderpo…. usw. ).
Da stellt sich mir jetzt ernsthaft die Frage, was das für ein komischer Server ist, daß der sowas .. ach nein, DAS IST DER SERVER infield-demo.cellebrite.com 😀 . Dieser Server hat nichts .. keine Security, kein aktuelles OS, keine aktuelle Software,. nicht mal eine 404 Webseite 😀 Oh man..
Deswegen, immer brav das OS upgraden , gell 😉
Hey Marius,
nette Analyse, liest sich wie Butter 🙂
Aber wieso sollte Ubuntu kein ServerOS sein, die sind dabei Debian in der allgemeinen Beliebtheit abzulösen, plus bei OpenStack Unterboden ist Ubuntu der letzte Schrei. Hm :-)?
Mag sein, aber sicher nicht die 14er Release 🙂
An der Cloud-Edition von Fedora lass ich auch kein gutes Haar, insofern ….