LUKS verschlüsselter Cloud-Raid 10

„Herzlich willkommen zu Ihrem neuen „Ärger den Hoster“ Projekt. Heute wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie Webstorageanbieter wie OneDrive oder DropBox in die Knie zwingen können.“  🙂

LUKS verschlüsselter Cloud-Raid 10

Das ist zwar nicht das Ziel unseres kleinen Projekts, könnte aber passieren ;)Beim letzten Linux am Dienstag, hab es ja leider eine kleine Panne bei der Webserverzertifizierung, was uns aber nicht daran gehindert hat, es doch durchzuziehen 😉 In diesem Rahmen habe ich das Projekt schon einmal Live vorgestellt.

Worum geht’s denn eigentlich?

Ihr kennt ja vermutlich den Beitrag, wie man mit SSHFS und Veracrypt einen sicheren Container bei einem Cloudanbieter bauen kann. Das hatten wir ja im Rahmen des letzten LPD 2021.1 vorgestellt. I.d.R. reicht dies für die meisten Sachen völlig aus, hatte aber noch Potential, oder auf Deutsch, ein paar spannende Ecken zum ausforschen, was so geht 😀

Herausgekommen ist eine verschlüsselte, virtuelle Festplatte als RAID 10 mit Spare, die komplett im Netz liegt, aber nur auf dem Lokalen PC vollständig und nutzbar ist. Um die Spannung gleich etwas abzumildern, die Sache mit den Hostern ist, daß sobald sich ein Bit ändert in dem für den Raid genutzten LUKS Container, ist der Container komplett im Backup drin. Wenn der also GBs groß ist, dann belegt das sehr viel Platz im täglichen Backup des Hosters, was Hoster i.d.R. nicht gut finden 😉

Vorteile

  • Es müssen mehrere Hoster ausfallen, bevor das Raid auseinander fällt und Daten verloren gehen.
  • Je kleiner dabei die einzelnen Datenfiles bei den Hostern sind, desto schneller der Rebuild und desto einfacher die Suche nach geeigneten Hosterkandidaten.
  • Das Raid kann von jedem Ort der Welt sicher eingebunden werden.
    Keine Spuren auf dem eigenen PC
    Der Hoster kommt nicht an die Daten ran.

Es sind auch alle anderen Raidformen denkbar, von Raid 1 bis 60 . Denkt mal ein bisschen nach, wieso ich da kein Raid 0 liste.

Nachteile

Ist das Internet nicht erreichbar, oder kommt es auf Netzsegmenten zwischen sich und dem Hoster zu Problemen, fällt das Raid ggf. unabsichtlich aus oder kann gar nicht erst gemountet werden.
Der Raidrebuild ist sehr langsam, langsamer als Ihr jetzt vermuten werdet. Bei Tests 128 KB/s, statt mehreren MB/s.
Keine Redundanz auf dem PC
Das Raid kann immer nur von einem PC aus zusammengesetzt werden. Mehrere würden die Daten zerstören, außer Ihr seid völlig durchgeknallte Datenjongleure 😉

Sinnhaftigkeit

Über die Sinnhaftigkeit eines Cloudbasierten virtuellen Raid 10 muß man sich keine großen Gedanken machen, da es nur eine Grenzfallbetrachtung ist.

Auf der anderen Seite, ein Raid 1 mit einem lokalen Bein und einem, oder mehreren, bei einem Cloudhoster, ist schon deutlich sinnvoller. Das lokale Bein (so nennt man eine Seite des Raids ) hat eine extrem hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeit (weil im Tests wars eine NVME ), im Vergleich zum Netzwerk. Das führte bei Tests des Systems zu einer schnellen Reaktion, wie bei einer normalen Platte, und im Hintergrund wurde das dann langsaaaammmm synchronisiert. Das fällt dem Nutzer erst dann auf die Füße, wenn er was ins Raid schreibt und dann das Laptop oder den PC abschaltet, bevor das Raid komplett gesynct ist.

Das Raid würde sich beim nächsten mal zwar reparieren, meistens in dem das Spare genutzt wird, so vorhanden, in ganz wenigen Fällen auch einfach weiter syncen. Eine gute Idee ist es definitiv nicht.

Alternativen

Wer Daten vom PC zu einem Cloudanbieter so spiegeln will, daß eine Backupkopie verhanden ist, sollte dort einen LUKS oder VeraCrypt-Container hinterlegen, den per SSFS anbinden, öffnen und dann mit RSYNC oder einem Clusterfilesystem arbeiten.

Zurück zum Raid 10 in der Cloud

Da ich keine Lust habe, den 45 Minuten Vortrag nochmal zu tippen, hier die Quelle:

Click to access LAD-Raid-10-in-der-Cloud.pdf

Quelle: https://linux-am-dienstag.de/archiv/LAD-Raid-10-in-der-Cloud.pdf

Noch ein paar Anmerkungen

Man kann das auch mit ZFS bauen. Wie gut da die Krypto ist, kann ich nicht beurteilen. Außerdem ist es nicht auf jedem System drauf und es ist definitiv eher auf physikalische Datenträger ausgerichtet.

Die Sache mit dem kpartx ist eine Nummer, die sich nicht jedem sofort erschließt. Ich rate dazu, wenn Ihr das nachbaut, ein Terminal offen zu haben, das „watch -n 1 lsblk“ anzeigt. Damit wird einiges einfacher zu verstehen.

Die Failzeiten des SSHFS sind willkürlich gewählt, wie es meinem Gusto entsprach. Ihr könnt natürlich selbst entscheiden, ob Ihr da 3 Sekundenoder 30 Sekunden bis zum Fail angebt. Im Vergleich zur Dauer eines Rebuild mit 128 KB/s, sind diese exemplarischen 27 Sekunden natürlich nur eine kurze Zeitspanne.(50 MB Raidfiles => ca. 90 Minuten Rebuild )

Ein Raid 1 mit mehr als einem Cloudhoster ist vermutlich die bessere Wahl, kommt aber aufs Szenario an, welches man abdecken möchte.

Die Doppelte Lage LUKS könnte man auch durch eine LUKS ( Webhoster ) – VeraCrypt – Kombination ersetzen, was andere Verschlüsselungsalgorithmen beinhalten würde, was das brechen der Gesamtverschlüsselung deutlich erschwert. Auch könnte es einem in den Sinn kommen, die LuksFormatierung für jedes Datenfile einzeln zu machen, damit dort andere Kryptokeys im Einsatz sind. Weil, nach dem obigen Plan, sind die alle gleich. Bricht also ein LUKS-Container auf, gehen alle auf. Deswegen wäre es eine gute Idee, die planetenweit zu verteilen, was das Ergreifen der Daten deutlich erschwert.

Von Experimenten wie dem Speichern der Daten auf dem Draht der Netzwerkverkabelung ist dringend abzuraten, weil sich da kein LUKS Container drauf abbilden läßt 😉 Das ist ein echt höchst instabiles Speichermedium, wie unsere Tests bei Linux am Dienstag gezeigt haben 😀

Gut gefälschte Emails der Deutschen Telekom im Umlauf

Zum Glück sind nicht alle älteren Menschen leichtgläubige Narren oder Technikneuländer. Deswegen erreichte mich heute morgen ein Anruf, ob ich da mal einen Blick drauf werfen könnte.

Gut gefälschte Emails der Deutschen Telekom im Umlauf

Hier erst einmal der Inhalt der Mail mit dem echten Link(*), also nicht drauf drücken:

„Sehr geehrter Kunde,

Ab dem 16. Oktober 2021 werden wir keine E-Mail-Adressen mehr unterstützen,
deren Kontaktinformationen noch nicht aktualisiert wurden.

Bitte besuchen Sie das Telekom Kundencenter <https://elpregon.net.ve/ws.php> für weitere Informationen.

Diese Aktion soll dazu beitragen, Missbrauch auf unseren Servern zu verhindern und Ihre Privatsphäre im Internet und mehr zu schützen.

Ein Bestätigungscode <https://elpregon.net.ve/ws.php> wird Ihnen innerhalb von 24 Stunden per E-Mail zugesandt, sobald dies abgeschlossen ist.

Freundliche Grüße,
Ihre Telekom“

*) In der normalen HTML Version war der Link natürlich nicht direkt zu sehen, weil ist ja als HTML gekommen …

Keine Rechtschreibfehler, alles in UTF-8 mit Umlauten(*). Jetzt mal der Header dazu:

Return-Path: <teldatenschutzen@t-online.de>
Received: from fwd79.dcpf.telekom.de ([10.223.144.105])
         by ehead21b02.aul.t-online.de with LMTP
         id KLbFJDtIaWGlcwAASjMwlQ
(envelope-from <teldatenschutzen@t-online.de>); Fri, 15 Oct 2021 11:22:03 +0200
Received: from spica40.aul.t-online.de ([172.20.102.122]) by fwd79.dcpf.telekom.de
         with esmtp id 1mbJIu-040aDA0; Fri, 15 Oct 2021 11:15:05 +0200
Received: from 35.178.149.175:9839 by cmpweb25.aul.t-online.de with HTTP/1.1 (Lisa V6-9-3-0.0 on API V5-37-0-0); Fri, 15 Oct 21 11:15:04 +0200
Received: from 172.20.102.138:41152 by spica40.aul.t-online.de:8080; Fri, 15 Oct 2021 11:15:04 +0200 (CEST)
Date: Fri, 15 Oct 2021 11:15:04 +0200 (CEST)
From: Telekom Logın <Noreply.>
<teldatenschutzen@t-online.de>kripo
Sender: Telekom Logın <Noreply.>
<teldatenschutzen@t-online.de>
Reply-To: Telekom Logın <Noreply.>
<teldatenschutzen@t-online.de>
To: „noreply@telekom.de“ <noreply@telekom.de>
Message-ID: <1634289304044.4922465.570724ce670bd12ae45b9b590bd6329927fd6b11@spica.telekom.de>
Subject: Mıtteılung Sıe Ihre Anmeldung

*) Umlaute in der Mail, aber nicht korrekt in den Headerfeldern, aber wer würde da als Empfänger schon drauf achten?

Auch wenn in der Email alles korrekt geschrieben wurde, ist gerade im Header der einzige Fehler der Scammer zu finden: „Mıtteılung Sıe Ihre Anmeldung“ ist natürlich Blödsinn. Auch die Emailadresse mit dem Schreibfehler ist offensichtlich: <teldatenschutzen@t-online.de>

Erschreckend ist, daß die Email nur interne Telekomsystem in den Received-Headern hat, von denen die letzten zwei auch gefälscht sein könnten, es aber wohl nicht sind. Nehmen wir das mal so wie es dort steht, dann wurde über irgendeine DTAG-API via HTTP diese Fake-Mail eingeliefert und an echte DTAG Kunden verschickt. Ich vermute ein WebMail oder gleich den „E-Mailcenter“ der DTAG selbst unter Zuhilfenahme von gehackten Zugangsdaten.

Ob das so war und ob 2FA helfen würde, könnte uns nur die DTAG beantworten, die ohne Twitter notorisch schwierig erreichbar ist.Was ist so schwer an einer Emaildresse für Security-Fragen?

Für Euch zu merken: IMMER Absender checken, LINKS checken und bei DTAG Mails steht immer der Anschluß und der Name des Kunden drin!

Hängt den Boten…!

Brian Krebs hat gestern einen Fall von falsch praktizierter IT-Security angeprangert, die man mit „Hängt den Boten!“ beschreiben kann. „Also …

…hängt den Boten…

… der schlechten Nachricht auf!“ Das zumindest hat der Governeur von Missouri gefordert, als er die Tageszeitung und den Journalisten öffentlich angeprangert hat, wegen .. „ungesetzlichem Zugriff auf die Daten von Lehrern“. Das das „Department of Elementary and Secondary Education“ der Schuldige in der Sache ist, weil es die in den USA so wichtige Social Security Number im HTML-Code Ihrer Webseite eingebettet hatte, wo sie nun wirklich JEDER finden konnte, daß war ihm nicht so wichtig.

Die Frage, wozu man die Daten überhaupt in einer Datenbank drin hatte, die die Qualifikationen eines Lehrers nachweisen sollte, erübrigt sich dabei schon fast. Wie immer gilt, was ich nicht habe, weil ich es nicht brauche, kann ich nicht verlieren.

In Deutschland nicht besser

In jüngster Zeit hatten wir in Deutschland ja jetzt schon den zweiten Fall. Erst hatte die CDU einer CCC Sympatisantin die Staatsanwaltschaft auf den Hals gehetzt, nur weil sie der CDU mitgeteilt hat, daß sie mit Ihrer kaputten Wahlhelferapp gegen den Datenschutz verstoßen hat, dann schickt eine Firma einen Programmierer, der eine Sicherheitlücke findet und meldet, da wird durch die Firma der Staatsanwaltschaft so viel Druck gemacht, daß die eine Hausdurchsuchung bei dem Programmier durchführt und dessen Arbeitsgeräte beschlagnahmt. Quintessenz: Staatsanwaltschaften sollten Nachhilfe in Sachen „Wer ist hier eigentlich der Böse“ nehmen.

Anfang des Jahres hatte ich selbst einen Fall von, zum Glück nur vermeintlichem, Verbrechen in der Firma, da hat man von der Staatsanwaltschaft gar nichts gesehen oder gehört. Das bereits vollständig aufgeklärte Verfahren ist immer noch nicht abgeschlossen worden, zumindest nicht offiziell. Das ist dann die andere Seite der Medalie.

Quelle: https://krebsonsecurity.com/2021/10/missouri-governor-vows-to-prosecute-st-louis-post-dispatch-for-reporting-security-vulnerability/