Qualys: Drei Umgehungen von Ubuntus Namespace-Beschränkungen für unprivilegierte Benutzer

Gestern Abend kam ein Advisory von Qualys über Sicherheitsprobleme mit Ubuntus AppArmor und UserNameSpaces heraus. Das Ubuntu Security Team ist von Anfang an involviert, ob das aber per Update gefixt werden kann, ist fraglich. Bevor Panic ausbricht, damit das überhaupt relevant wird, muß ein Dritter, egal ob legal oder per Remote-Exploit ( z.b. durch Firefox ) Zugriff auf Euren PC haben.

Qualys: Drei Umgehungen von Ubuntus Namespace-Beschränkungen für unprivilegierte Benutzer

Erst mal klären wir, das es mit Namespaces auf sich hat. Dateibeschränkungen für User sind Euch ja sicher bekannt, da regelt man, welcher User auf welche Datei zugreifen darf bzw. diese ausführen kann. Das reichte irgendwann nicht mehr aus, als alle Pcs Netzwerkkarten und andere schöne Geräte wie USB, PCI hatten, denn der Zugriff da drauf war nicht beschränkt, weil Root die eingerichtet hat. In einem NameSpace sind bestimmte Rechte wie z.b. Netzwerkänderungsrechte möglich. Das ist aber nur ein Recht unter Dutzenden.

Kleines Beispiel:

ap_chown,cap_dac_override,cap_dac_read_search,cap_fowner,cap_fsetid,cap_kill,cap_setgid,cap_setuid,cap_setpcap,cap_linux_immutable,cap_net_bind_service,cap_net_broadcast,cap_net_admin,cap_net_raw,cap_ipc_lock,cap_ipc_owner,cap_sys_module,cap_sys_rawio,cap_sys_chroot,cap_sys_ptrace,cap_sys_pacct,cap_sys_admin,cap_sys_boot,cap_sys_nice,cap_sys_resource,cap_sys_time,cap_sys_tty_config,cap_mknod,cap_lease,cap_audit_write,cap_audit_control,cap_setfcap,cap_mac_override,cap_mac_admin,cap_syslog,cap_wake_alarm,cap_block_suspend,cap_audit_read,cap_perfmon,cap_bpf,cap_checkpoint_restore

Das sind die Adminrechte des Systemaccounts für Fedora, also der Hauptuser, abgesehen von Root. Deswegen sind auch Admin Capabilities enthalten. Der „Otto-Normal“-Benutzer hat diese i.d.R. nicht, weil er z.b. kein neues Interface zum Netzwerk hinzufügen soll. Nützlich ist das z.b. für User-VPNs, daher braucht eine Anwendung die VPN Tunnel bauen will und vom User ausgeführt wird, die Rechte dazu, was in dem Namespace organisiert ist. Damit kann jeder Benutzer eines PCs den NetworkManager starten und sich ein VPN einrichten ohne das man Root sein muß oder sudo etc. braucht.

Das System wurde von Qualys ausgetrickst, weil Ubuntu das selbst ausgehöhlt hatte:

Bei Ubuntu 24.04 LTS ist dann die Verwendung von unprivilegierten Benutzernamensräumen für alle Anwendungen erlaubt, aber der Zugriff auf alle zusätzlichen Berechtigungen innerhalb des Namespaces verweigert worden. Dies ermöglicht mehr Anwendungen feingranuliert mit dieser Standardbeschränkung umzugehen, während gleichzeitig gegen den Missbrauch von Benutzer-Namensräumen geschützt, ergibt sich aber eine zusätzliche Angriffsfläche für den Zugriff auf den Linux-Kernel.“ Zitat: übersetztes Qualys Security Advisory 27.3.2025 via FD ML

Meint nichts anderes als das die Maßnahme unabsichtlich ein Tor zur Hölle, in dem Fall zur Local Privilege Escalation, aufgestoßen hat. Ganz nach dem Motto: der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert 😉

Diese drei Wege hat Qualys gefunden:

– Ein unprivilegierter lokaler Angreifer kann einfach das Tool aa-exec verwenden (das standardmäßig auf Ubuntu installiert ist), um zu einem der vielen vorkonfigurierten AppArmor-Profile zu wechseln, die die Erstellung von Benutzernamensräumen mit vollen Funktionen erlauben (z. B. das Chrome-, Flatpak- oder Trinity-Profil).

– Ein unprivilegierter lokaler Angreifer kann zunächst eine Busybox-Shell ausführen, die standardmäßig auf Ubuntu installiert ist und zu den Programmen gehört, deren vorkonfiguriertes AppArmor-Profil die Erstellung von Benutzernamensräumen mit vollen Fähigkeiten erlaubt. Namespaces mit vollen Fähigkeiten erlaubt.

– Ein unprivilegierter lokaler Angreifer kann eine Shell mit LD_PRELOAD in eines der Programmen, deren vorkonfiguriertes AppArmor-Profil die Erstellung von die Erstellung von Benutzernamensräumen mit vollen Fähigkeiten erlaubt (z. B. ist Nautilus standardmäßig auf Ubuntu Desktop installiert).

Zitat: übersetztes Qualys Security Advisory 27.3.2025 via FD ML

Qualys sagt aber auch, daß die meistens gar nicht nötig sind, weil die Linux Distributionen Tools zur Verfügung stellen um NameSpaces mit vollen Rechten zu erstellen. Der Unterschied ist, daß das eine gewollt ist, das andere nicht. Im weiteren behandelt das Advisory die Möglichkeiten innerhalb eines beliebigen NameSpaces auszubrechen und sich Adminrechte zu verschaffen, der eigentliche Exploit um den es dabei geht.

Qualys zeigt im weiteren Verlauf des Advisories konkrete Beispiele wie das geht und bespricht diese. Was es am Ende nicht gibt, ist eine Lösung sich davor zu schützen.

Das Advisory findet Ihr im Netz hier: https://seclists.org/fulldisclosure/2025/Mar/8

Hallo Web.de, bitte Hirn einschalten!

Liebes Web.de Entwickler-Team,

einfache Logik ist nicht eurer Ding, oder?

Wenn Ihr eine Email bekommt, die eine FROM: und TO: Mailadresse hat, die gleich ist UND KEIN SMTP-AUTH im Spiel ist, dann nennt man das SPAM!

From: <name@web.de>
To: <name@web.de>
Subject: Sie haben eine offene Rechnung. Bitte begleichen Sie Ihre Schulden so schnell wie m=?UTF-8?B?w7ZnbGljaA==?=

Und was macht man mit Spam? Man nimmt sie nicht an. Ihr dagegen, sendet die Delivery Message über die Nichtzustellung der Spam einfach an das Opfer! Wie blöde ist das denn bitteschön?

From: "WEB.DE Mailer Daemon" <mailer-daemon@web.de>
Subject:  Mail delivery failed: returning message to sender
To: <name@web.de>

Wie kann das nur sein, daß die Spam angenommen, aber auch abgelehnt wurde?

Naja, weil zwei Mailserver daran beteiligt waren: a) der web.de Mailserver und b) unser Mailserver, dem das Postfach weitergeleitet wird.

Unserer war es auch, der die Spam abgelehnt hat, denn Web.de hat sie nicht als Spam erkannt 😀

Dabei war das ganz leicht, weil es ein massiver Spamausbruch war:

This message was created automatically by mail delivery software.

A message that you sent could not be delivered to one or more of
its recipients. This is a permanent error.

The following address failed:

    meinwebdepostfach@meinedomain.de:
        SMTP error from remote server for RCPT TO command, host: resellerdesktop.de (83.246.67.243) reason: 550-rejected because 82.165.159.4 is in a black list at zen.spamhaus.org
550 Listed by SBL, see https://check.spamhaus.org/sbl/query/SBL594406

Sonst hätte Spamhaus die IP nicht auf der Liste.

Ich fasse mal zusammen:

Der alte Trick mit Absender=Empfänger geht bei Web.de einfach so durch, obwohl das leicht als Betrug erkennbar ist, weil macht man normalerweise nicht und wenn man das machen würde, dann müßte man sich zum Senden authentifizieren ( SMTP-AUTH ), was aber eine ext. eingelieferte Email von einem Spammer nicht macht. Hmmm… was ist dann das Kriterium…?… ach ja richtig: fehlendes SMTP-AUTH!!!!

Noch einmal ganz leicht:

SMPT-AUTH + mein web.de Absender =  GUT
kein SMPT-AUTH + mein web.de Absender =  SCHLECHT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Und jetzt ab ins Körbchen mit Euch, Ihr Web.de-Schafe! 😀

Bitte macht das nicht nach – Bughunting mit Tools

Vor ein paar Tagen gab es die Nachricht, daß u.a. Curl mit ChatGPT generierten Fehlerberichten zu gespammt wird, die nur völlig nutzlose Zeitverschwendung darstellt, weil die Tools Sachen falsch einschätzen. Das ist Exim jetzt auch passiert.

Bitte macht das nicht nach – Bughunting mit Tools

An sich ist es eine super Sache, daß sich Menschen um die Sicherheit Ihrer Produkte Gedanken machen und aktiv helfen wollen, bei Problemen einzugreifen. Leider machen einige Tools den Entwicklern von OpenSource Projekten das Leben schwer ( siehe Curl ).

Auch wenn im Pullrequest kein ChatGPT drin war, mußte sich jemand heute um so eine Zeitverschwendungsmeldung kümmern. In diesem Fall war das Ich und das Projekt um das es ging Exim:

Damit alle Verstehen um was es geht:

Exim ist in C programmiert, eine Sprache die schon in den 70er benutzt wurde. Dem entsprechend sind die Standard-Funktionen extrem „schmal“ und ohne Rechenzeitverbrennung programmiert worden, meint: Geschwindigkeit war wichtiger als Sicherheit, weil es „noch keine Exploits gab“ und, hauptsächlich, die CPUs weniger leisten konnten.

strcpy() ist eine eingebaute C-Funktion die Inhalte von Speicher A in Speicher B kopiert, bis diese auf eine 0 trifft.  Die binäre Null also 0x00 gilt in C als Stringterminator, also das Ende eines Textstrings. (Das ging genau so lange gut, bis UTF kam , aber das ist eine andere Geschichte.) strcpy(ZIEL,QUELLE) kopiert also genau solange Bytes von der Quelle ins Ziel, bis ein 0x00 kommt, EGAL ob der Speicherbereich „ZIEL“ ausreichend groß ist, um die kopierte Datenanzahl aufzunehmen. Wenn er es nicht ist, kommt es zum BUFFER-OVERFLOW und damit zu potentiellen Remote-Code-Executions, aber meistens nur zum Programmabsturz.

strncpy() ist eine Funktion, die genau das gleiche macht wie strcpy() nur, daß fest vorgegeben wird, wie viel kopiert werden kann, was das überschreiben des Zielspeichers verhindert, außer man gibt da einfach quatsch als Länge an, dann natürlich nicht mehr 😉

Beim Pullrequest im Eximsource gings um

  if ((int)strlen(pw->pw_dir) + (int)strlen(filename) + 1 > sizeof(buffer))
    {
    printf("exim_lock: expanded file name %s%s is too long", pw->pw_dir,
      filename);
    exit(EXIT_FAILURE);
    }

  strcpy(buffer, pw->pw_dir);
  strcat(buffer, filename);
  filename = buffer;
}

. Das sollte so ersetzt werden:

– strcpy(buffer, pw->pw_dir);
+ strncpy(buffer, pw->pw_dir);

Leider braucht strncpy() 3 Argumente, nämlich auch die Größe des Zielspeichers:

char *strncpy(char dst[restrict .dsize], const char *restrict src, size_t dsize);

Wenn man da nur 2 Argumente liefert, schlägt das Kompilieren des Sources fehl, außer irgendeine Compiler Magie erkennt die Funktion und füllt den dritten Parameter heimlich auf. Sich darauf zu verlassen ist genauso fahrlässig, wie noch strcpy() zu benutzen, ohne vorher geprüft zu haben, ob das sicher klappen kann.

Die Eximdevs haben das aber bereits richtig gemacht:

  if ((int)strlen(pw->pw_dir) + (int)strlen(filename) + 1 > sizeof(buffer))
    {
    printf("exim_lock: expanded file name %s%s is too long", pw->pw_dir,
      filename);
    exit(EXIT_FAILURE);
    }

  strcpy(buffer, pw->pw_dir);
  strcat(buffer, filename);
  filename = buffer;
}

Der Test steht nur,Sourcecode bedingt, etwas weiter davon weg, weil man keine If-Than-Else Anweisung benutzt hat, sondern eine If-Not-Error Anweisung gemacht hat.  Es wird also der Fehlerfall abgefragt und dann ein Fehler ausgegeben,statt abzufragen ob das funktionieren kann, es dann zu tun und ANSONSTEN einen Fehler auszugeben.

Das ist völlig legitim, auch wenn ich persönlich das nicht so gemacht hätte, weil es dem Compiler erlaubt, etwas einfacheren Programmcode zu erzeugen.

Bitte nicht nachmachen

Wie Ihr oben selbst sehen könnt, ist alles ok gewesen. Irgendein Tool wird über strcpy() gestolpert sein und das routinemäßig der Person vor dem Monitor mitgeteilt haben. Die hatte aber keine Lust nachzusehen, ob überhaupt ein Problem vorliegt, oder keinen Plan davon, wie C funktioniert ( übrigens nicht meine Lieblingssprache 😉 ) und es dann einfach gemeldet.

Bitte macht das nicht nach! Das kostet uns als Entwickler einfach nur unnötige Zeit. Nehmt das Ergebnis und analysiert selbst nach, ob es überhaupt ein Problem gibt. Da haben alle was von, weil Ihr lernt was dazu, egal wie die Sache ausgeht, und ggf. habt Ihr auch ein Problem gefunden, das wirklich gelöst werden muß.

Beispiel:

Wenn ich …

char *ziel[500];
char *quellel[200];

memset(quelle,0,200);
strcpy(ziel,quelle);
return;

… habe, würde so ein Tool das strcpy() reklamieren, es könnte aber NIEMALS ein Problem darstellen. Wer als Mensch den Code sieht, versteht das auch, das Tool hat aber nur „grep ’strcpy(‚ sourcefile.c“ gemacht. Zum Problem wird so etwas hier:

function a(char* quelle) {

  char *ziel[500];
  strcpy(ziel,quelle);
  return;
}

Weil nichts über die Quelle, deren wahre Länge und Inhalt usw. bekannt ist. Hier muß man jetzt tatsächlich mit strncpy() arbeiten, um seinen Speicherbereich zu schützen:

function a(char* quelle) {

  char *ziel[500];
  strncpy(ziel,quelle,sizeof(ziel));
  return;
}

Und jetzt viel Spaß beim C lernen 😉